Playlist: TIPPS FOR HITS im Dezember 2024

In diesem Monat hört Ihr n meiner POPSCENE-Radiosendung TIPPS FOR HITS auf laut.fm (https://laut.fm/popscene) jeweils montags um 19 Uhr, mittwochs um 13 Uhr und samstags um 17 Uhr folgende Songs:

SHITNEY BEERS „N4N“

SOAP&SKIN „Voyage, Voyage“

BODY COUNT „Fuck What You Heard“

BRUTUS „Paradise“

MICHAEL KIWANUKA „Lowdown (Part I & II)“

LAURA MARLING „Patterns In Repeat“

CHRISTMAS „Maggot“

CHRISTMAS INTERVIEW

CHRISTMAS „Fear Of Romance“

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The Cure: Songs Of A Lost World

Machen wir es kurz: „Alone“, bereits Ende September als Single veröffentlicht, ist ein brillanter Auftakt des ersten Albums von The Cure seit 2008 („4:13 Dream“). Der Song, inspiriert von Ernest Dowsons Gedicht „Dregs“ (1902), ist knapp sieben Minuten lang. Aber erst nach der Hälfte setzt Robert Smiths unverkennbare Stimme ein: „This is the end of every song that we sing / The fire burned out to ash and / The stars grown dim with tears / Cold and afraid“. Ein Volltreffer ins schwärzeste Schwarz.

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Playlist: TIPPS FOR HITS im November 2024

In diesem Monat hört Ihr n meiner POPSCENE-Radiosendung TIPPS FOR HITS auf laut.fm (https://laut.fm/popscene) jeweils montags um 19 Uhr, mittwochs um 13 Uhr und samstags um 17 Uhr folgende Songs:

THE CURE „Alone“

MOGWAI „Lion Rumpus“

CHRISTMAS „Maggot“

THE BLUE STONES „Your Master“

TUNDE ADEBIMPE „Magnetic“

PIXIES „Chicken“

DEADLETTER „Credit To Treason“

SURREAL FATAL „Sternbrücke“

AMY AND THE SNIFFERS „Chewing Gum“

AWKWARD I „Body As A Meadow“

MONO „Run On“

GODSPEED YOU! BLACK EMPEROR „Grey Rubble – Green Shots“

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Bright Eyes: Five Dice, All Threes

Im Dezember 2013 wurde Conor Oberst, dem Frontmann der Bright Eyes, ein sexueller Übergriff vorgeworfen. Wer die Sache nicht weiterverfolgt hat, wird vielleicht nicht wissen, dass im Juli 2014 herauskam, dass der Vorfall frei erfunden war. Das gab die Beschuldigende Monate später zu. Zumindest im Falle der Bright Eyes muss man sich nicht die Frage stellen, ob man zwischen Werk und Künstler trennen sollte oder kann. Die Musik kann weiter ohne Gewissenbisse goutiert werden.

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Playlist: TIPPS FOR HITS im Oktober 2024

In diesem Monat hört Ihr n meiner POPSCENE-Radiosendung TIPPS FOR HITS auf laut.fm (https://laut.fm/popscene) jeweils montags um 19 Uhr, mittwochs um 13 Uhr und samstags um 17 Uhr folgende Songs:

24/7 DIVA HEAVEN „These Days“

MOGWAI „God Gets You Back“

SPRINTS „Feast“

CULK „Overload“

SURREAL FATAL „Zähne“

CHRISTMAS „Always Keep Giving Up“

LAMBRINI GIRLS „Company Culture“

THE LINDA LINDAS „No Obligation“

PORRIDGE RADIO „A Hole In The Ground“

KAPTAIN KAIZEN „Panini“

KIM DEAL „Coast“

FRANZ FERDINAND „Audacious“

BEWITCHER „Spell Shock“

DREAMLESS VEIL „Saturnism“

NICK CAVE AND THE BAD SEEDS „Conversion“

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Nick Cave & The Bad Seeds: Wild God

Einen Tag vor der Veröffentlichung des neuen Nick Cave & The Bad Seeds-Albums strahlte der Radiosender BBC6 Music ein Interview von Mary Anne Hobbs mit Cave aus. Darin erklärte dieser, dass er nach drei Alben, auf denen seine Band eigentlich kaum ins Songschreiben involviert war – „Skeleton Tree“ (2016) und „Ghosteen“ (2019) sowie „Carnage“ (2021), Caves gemeinsames Album mit Warren Ellis -, es an der Zeit war, die Band wieder mehr zu integrieren und sie von der Leine zu lassen. Nach sehr rohen und fragilen Alben sollte das neue Werk dekorativer werden. Nach dem Mastering hörte er sich ohne große Erwartungen das neue Werk an und hatte dann zu seiner Überraschung viel Freude, als er realisierte, wie viel Spaß seine Band beim Spielen hatte. Genau das zeichnet „Wild God“ aus.

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Playlist: TIPPS FOR HITS im September 2024

In diesem Monat hört Ihr n meiner POPSCENE-Radiosendung TIPPS FOR HITS auf laut.fm (https://laut.fm/popscene) jeweils montags um 19 Uhr, mittwochs um 13 Uhr und samstags um 17 Uhr folgende Songs:

24/7 Diva Heaven „Rat Race“

Laura Jane Grace „Baby, Baby“

PIXIES „Oyster Beds“

WREST „Nowhere Forever“

ANTILOPEN GANG „Für Wenige“

DIE MAUSIS „In einem blauen Mond“

AMYL & THE SNIFFERS „Chewing Gum“

SURREAL FATAL „Beton“

AUA „Terminal“

i HÄXA „Dryland“

ELEPHANT TREE „Visions (The Planet of Doom)“

SLOMOSA „Battling Guns“

DELVING „Omnipresence“

OASIS „Wonderwall“

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Mono: Oath

Steven Frank Albini wurde nur 61 Jahre alt. Er verstarb am 6. Mai dieses Jahres unerwartet an einem Herzinfarkt. Für die Musikwelt war diese Nachricht ein immenser Schock. Denn Steve Albini, wie er gemeinhin genannt wurde, war nicht nur ein begnadeter Musiker in den Bands Big Black, Rapeman und Shellac, er war vor allem in den letzten vier Dekaden einer der kultigsten und versiertesten Produzenten und Toningenieure. Auf seine Dienste griffen die Indie-Legenden Pixies („Surfer Rosa“, 1988), Slint („Tweez“, 1989), The Breeders („Pod“, 1990), PJ Harvey („Rid Of Me“, 1993) und Neurosis („Times Of Grace“, 1999) zurück, um nur einige zu nennen. Nicht zu vergessen wäre diese junge Band aus Seattle, deren Album „In Utero“ (1933) er seinerzeit als Toningenieur betreute: Nirvana. Albinis Tod ist ein unermesslicher Verlust.

Eine seiner letzten Aufnahmen machte er mit den japanischen Instrumental-Postrockern Mono. Über 22 Jahre hinweg arbeiteten sie in seinen Electrical Audio Studios in Chicago zusammen. Ein letztes Mal für ihr Monos zwölftes Album „Oath“. Das 71-minütige Album ist ein Meisterwerk des instrumentalen Postrock. Mono wissen genau, was sie tun. Ihre Songs sind spannungsgeladen, perfekt orchestriert und stecken voller Details (wie Samples in „Run On“), die alle dank Albinis Expertise herauszufiltern sind.

Dieses Mal haben Mono ihren im Raum schwebenden Liedern mit Gastmusikern Streicher („Hourglass“) und Blechbläser („Then, Us“) hinzugefügt und ihnen so noch mehr Tiefe und Größe verliehen. „Oath“ ist Musik, um den Kopf auszuschalten und sich in T(agt)räumen zu verlieren, ohne etwas um sich herum wahrzunehmen. Wem bei der sich langsam zum Bombast aufbauenden Vorabauskopplung „Run On“ oder beim Titelsong nicht vor Begeisterung der Mund offensteht, hat wahrscheinlich den Kontakt zu seiner Gefühlswelt verloren. Danke, Mono. Danke, Steve.

Arab Strap: I’m totally fine with it ? don’t give a fuck anymore ?

Das schottische Duo Arab Strap ist ein besonderes. Aidan Moffat murmelt seine Geschichten über Pub-Erfahrungen und mit Frauen ins Mikrofon. Dazu spielt sein Partner Malcolm Middleton Gitarre; es ertönen Drumcomputer und Samples. Eigentlich ein simples Setting, das aber seit 1995 hervorragend funktioniert – sieht man von einer zwischenzeitlichen zehnjährigen Pause ab. Auf das 2021er Comebackalbum „As Days Get Dark“ folgt jetzt ihr mittlerweile achtes Studioalbum „I’m totally fine with it ? don’t give a fuck anymore ?“.

Wieder arbeiteten sie mit ihrem langjährigen Produzenten Paul Savage zusammen und wieder veröffentlichen sie auf Rock Action Records, dem Label ihrer Freunde von Mogwai. Moffat spricht im Zusammenhang mit dem Album von „stiller Wut”, die den Songs innewohnt. Sie handeln von Verschwörungstheorien, Onlinesucht und den vergessenen Seelen unseres vernetzten Planeten. „Wir versuchen nicht, wie die alten Arab Strap zu klingen. (…) Es fühlt sich an wie zwei verschiedene Bands“, so Moffat.

Das trifft auch auf die Musik zu. Der Opener „Allatonceness“ ist ein repetitiver Noiserocker, auf den die Mumble-Indie/Electro-Ballade „Bliss“ folgt. Arab Atrap verlassen ihre Komfortzone, experimentieren viel und klingen poppiger, ohne sich beliebig anzuhören oder im Mainstream zu fischen (siehe „Summer Season“). „Strawbeery Moon“ ist Moffats persönlichster Song und ein Potpourri, in das sie alles, was sie können, reingepackt haben. Er handelt von einer Zeit, in der es ihm sowohl geistig als auch körperlich nicht besonders gut ging. Dabei beobachtete er die Mondphasen durch ein Fenster. „Der Mond ist immer ein Trost, immer hoffnungsvoll, und bringt mich immer zum Lächeln.“ Im Idealfall gilt das auch für die Musik von Arab Strap.

Beth Gibbons: Lives Outgrown

Im Januar ist Beth Gibbons, die Stimme und Texterin von Portishead, 59 Jahre alt geworden. Nachdem sie mit den TripHop-Meistern aus Bristol zwischen 1994 und 2008 drei grandiose Studioalben und mit dem früheren Talk Talk-Bassisten Paul Webb alias Rustin Man das gemeinsame Album „Out Of Season“ (2002) veröffentlicht hatte, erschien vor fünf Jahren ein Livealbum von ihr: „Henryk Górecki: Symphony No. 3 (Symphony Of Sorrowful Songs)“. Aber erst jetzt veröffentlicht sie unter dem Titel „Lives Outgrown“ ihr Solodebüt.

Wieder arbeitete sie mit einem früheren Talk Talk-Mitglied zusammen. Dieses Mal war es Schlagzeuger Lee Harris, der auch schon für „Out Of Season“ trommelte. Auf ihn wartete eine außergewöhnliche Aufgabe: Gibbons war den üblichen Schlagzeugsound leid. Daher kamen andere Objekte zum Einsatz: eine Holzschublade, mit Erbsen gefüllte Dosen, eine Paella-Schüssel, ein Blech, eine Wasserflasche aus Kuhfell als Snare und eine Kiste voller Gardinen als Kick-Drum. All das wurde meist nur mit weichen Paukenschlägern bespielt. Zum weiteren Instrumentarium zählten eine Gitarre, ein Hackbrett, Röhren, eine Laute, eine Art Kontrabass und Löffel, die auf die Saiten eines Klaviers geschlagen wurden.

Keine Frage: „Lives Outgrown“ klingt ungewöhnlich. Wegen der Instrumentierung, wegen Gibbons unverwechselbarer Stimme und wegen der Dramatik und der Melancholie, die den Songs über Mutterschaft, Angst, die Wechseljahre und Sterblichkeit innewohnt. Man kann durchaus die Entwicklung von Portishead anno 1994 zu Gibbons im Hier und Jetzt erkennen. Wobei „Lives Outgrown“ kein TripHop-Album ist, wie man unter anderem an „Whispering Love“, einer Akustikballade mit Vogelgezwitscher und Hühnergackern, feststellen kann.

Pearl Jam: Dark Matter

Die ersten Vorboten des neuen Pearl Jam-Albums ließen aufhorchen. Mitte Februar erschien der Titelsong „Dark Matter“. Kurzer Tribal-Schlagzeug-Einsatz, ein kräftiges Gitarrenriff, das einen dynamischen, vor Selbstbewusstsein strotzenden Song ankündigt. Wer in den letzten Jahren den Eindruck hatte, die Grungerock-Heroen würden sich zu schnöden Stadionrockern degradieren, der wird dank „Dark Matter“ große Augen machen. Das unterstrich jüngst auch die flotte zweite Auskopplung „Running“, die ihrem Titel gerecht wird. Pearl Jam sprinten drauf los. Da steckt tatsächlich noch einiges in den „alten“ Knochen der Herren um Sänger Eddie Vedder, den leider letzten noch lebenden, großen Grunge-Frontmann. Er hat bereits Kurt Cobain (1994, Nirvana), Layne Staley (2002, Alice In Chains), Chris Cornell (2017, Soundgarden) und Mark Lanegan (2022, Screaming Trees) überlebt. Hoffentlich bleibt das auch noch lange so.

Eröffnet wird „Dark Matter“ durch „Scared Of Fear“, dessen Energie sofort alle alten Geister weckt und auf die frühen Glanztaten der Band verweist. Das noch temporeichere und härtere „React, Respond“ schlägt in eine ähnliche Kerbe. Die Band scheint vom Jungbrunnen genippt zu haben. Da ist nichts von Resteverwertung oder einem Ausruhen auf längst verwelkten Lorbeeren zu spüren. Die Band, also neben Vedder die Gitarristen Stone Gossard und Mike McCready, Bassist Jeff Ament und Schlagzeuger Matt Cameron (auch von Soundgarden bekannt), legt sich mächtig ins Zeug. Natürlich gibt es auch ruhige Nummer wie beispielsweise „Wreckage“ und „Setting Sun“. Der Gesamteindruck des von Andrew Watt (Ozzy Osbourne, Miley Cyrus, Post Malone) produzierten Werks ist letztlich der einer Band, deren Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist. Die Lust ist groß, einige dieser Songs, gepaart mit Klassikern, live zu hören.

Einstürzende Neubauten: RAMPEN (apm: alien pop music)

„RAMPEN (apm: alien pop music)“ – so haben die Berliner Avantgardisten Einstürzende Neubauten ihr neuestes Schaffenswerk betitelt. Sänger Blixa Bargeld hat in einem begleitenden Text erklärt, was es mit dem Titel auf sich hat: Seine Band habe immer schon improvisiert, früher vermehrt, aber auch heute noch bei Konzerten. „Im Neubauten-Lingo wurden und werden diese Improvisationen vor Publikum ‚Rampen‘ genannt, Rampe im Sinne von Abschussrampe.“ Auf ihrer 2022er Tour sprachen sie sich minimal ab, wer was wann mit welchem Instrument macht. Bargeld spricht von „gestützten Rampen“. 23 Rampen waren es während der Tour, von denen sie die 14 besten im Frühjahr und Frühsommer 2023 im Candy-Bomber in Berlin zu dem vorliegenden Album werden ließen. Das enthält mit dem meditativ-repetitiven „Planet Umbra“ noch eine spontan im Studio entstandene 15. Rampe.

„RAMPEN (apm: alien pop music)“ ist ein Album für alle Neubauten-Hörer. Ergo die, die das Vertrackte, Verspielte und Wahnsinnige der Band lieben („Ist Ist“), und auch für diejenigen, die es eingängiger und strukturierter mögen („Es könnte sein“, „Tar & Feathers“). Es ist also nicht immer fremdartige Musik, aber manchmal schon. Insofern hat der Zusatz „apm: alien pop music“ seine Berechtigung. Man könnte diesen auch anders interpretieren: Was Einstürzende Neubauten vollbringen, ist wie von einem anderen Planeten. Sie haben ihren eigenen, mysteriösen Klangkosmos erschaffen, in dem sie sich frei Schnauze austoben. Das ist auf „RAMPEN (apm: alien pop music)“ nicht anders. Diesmal singt und spricht Bargeld auf Englisch, meist auf Deutsch und in „Ick wees nich (Noch nich)“ gar auf Berlinerisch. Das ist höchst amüsant und eines der vielen liebevollen Details auf diesem Album.