Pearl Jam: Dark Matter

Die ersten Vorboten des neuen Pearl Jam-Albums ließen aufhorchen. Mitte Februar erschien der Titelsong „Dark Matter“. Kurzer Tribal-Schlagzeug-Einsatz, ein kräftiges Gitarrenriff, das einen dynamischen, vor Selbstbewusstsein strotzenden Song ankündigt. Wer in den letzten Jahren den Eindruck hatte, die Grungerock-Heroen würden sich zu schnöden Stadionrockern degradieren, der wird dank „Dark Matter“ große Augen machen. Das unterstrich jüngst auch die flotte zweite Auskopplung „Running“, die ihrem Titel gerecht wird. Pearl Jam sprinten drauf los. Da steckt tatsächlich noch einiges in den „alten“ Knochen der Herren um Sänger Eddie Vedder, den leider letzten noch lebenden, großen Grunge-Frontmann. Er hat bereits Kurt Cobain (1994, Nirvana), Layne Staley (2002, Alice In Chains), Chris Cornell (2017, Soundgarden) und Mark Lanegan (2022, Screaming Trees) überlebt. Hoffentlich bleibt das auch noch lange so.

Eröffnet wird „Dark Matter“ durch „Scared Of Fear“, dessen Energie sofort alle alten Geister weckt und auf die frühen Glanztaten der Band verweist. Das noch temporeichere und härtere „React, Respond“ schlägt in eine ähnliche Kerbe. Die Band scheint vom Jungbrunnen genippt zu haben. Da ist nichts von Resteverwertung oder einem Ausruhen auf längst verwelkten Lorbeeren zu spüren. Die Band, also neben Vedder die Gitarristen Stone Gossard und Mike McCready, Bassist Jeff Ament und Schlagzeuger Matt Cameron (auch von Soundgarden bekannt), legt sich mächtig ins Zeug. Natürlich gibt es auch ruhige Nummer wie beispielsweise „Wreckage“ und „Setting Sun“. Der Gesamteindruck des von Andrew Watt (Ozzy Osbourne, Miley Cyrus, Post Malone) produzierten Werks ist letztlich der einer Band, deren Geschichte noch nicht zu Ende erzählt ist. Die Lust ist groß, einige dieser Songs, gepaart mit Klassikern, live zu hören.