Egal, wie viele Künstler einem über die Jahre ans Herz wachsen, es wird immer absolute Favoriten geben. Zu diesen zählen für den Verfasser dieser Zeilen seit 2018 die britischen Postpunker Idles. Seitdem wuchs die Anziehungskraft kontinuierlich an. Ihr zweites Album „Joy As An Act Of Resistance“ ein paar Mal gehört fand das erste Liveerlebnis im Sommer 2018 statt – nachmittags auf dem Festival „Rocco Del Schlacko“ vor geschätzten 100 Fans. Die Darbietung war intensiv und hinterließ großen Eindruck. Im April 2019 wurden Idles im gut gefüllten Rotondes erneut begutachtet. Da war es um den Verfasser längst geschehen. Im Sommer desselben Jahres der Auftritt auf dem Festival „Siren’s Call“ im Melusina wird für immer unvergessen bleiben. Was ein Abriss. Diese Hingabe, diese Energie. Idles (durch)leben ihre Songs auf der Bühne.
Es folgten die großartigen Alben „Ultra Mono“ (2020) und „Crawler“ (2021) und die Erkenntnis, dass diese Band wohl keine schlechten Songs komponieren kann. Zuletzt gingen sie für ihr fünftes Album „Tangk“ (als langgezogenes „Tank“ ausgesprochen) u.a. mit Radiohead-Produzent Nigel Godrich ins Studio. Die ersten Eindrücke zeigten, dass sich die Musik leicht gewandelt hat. Sie ist experimenteller und verspielter geworden, in sich gekehrter, hat dennoch rein gar nichts an ihrer Intensität und Brillanz eingebüßt. Wie ihnen das gelang, bleibt ein Rätsel.
„Tangk“ ist ein Liebesalbum betont Sänger Joe Talbot. Oder um ihn zu zitieren: „Love is the thing“ (aus „Grace“). Eine starke, wichtige Message verpackt in spannende Songs, die sich nicht auf Anhieb erschließen, nach mehrmaligem Genuss aber eine lange Halbwertszeit offenbaren. Einzelne Songs rauszustellen, ist anderen überlassen. „Tangk“ hat keine Schwachstellen.