Gruff Rhys: Sadness Sets Me Free

Gruffudd Maredudd Bowen Rhys heißt der 53-jährige walisische Musiker Gruff Rhys gebürtig. Er wurde als Mitglied der eigenwilligen Super Furry Animals bekannt. Die pausiert seit 2016, weshalb Rhys am laufenden Band Soloalben veröffentlicht. Sein erstes erschien bereits im Jahr 2005, hieß „Yr Atal Genhedlaeth“ (walisisch für „Die stotternde Generation“) und enthielt walisische Texte. Auf seinem aktuellen achten Album „Sadness Sets Me Free“ singt er auf englisch.

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Idles: Tangk

Egal, wie viele Künstler einem über die Jahre ans Herz wachsen, es wird immer absolute Favoriten geben. Zu diesen zählen für den Verfasser dieser Zeilen seit 2018 die britischen Postpunker Idles. Seitdem wuchs die Anziehungskraft kontinuierlich an. Ihr zweites Album „Joy As An Act Of Resistance“ ein paar Mal gehört fand das erste Liveerlebnis im Sommer 2018 statt – nachmittags auf dem Festival „Rocco Del Schlacko“ vor geschätzten 100 Fans. Die Darbietung war intensiv und hinterließ großen Eindruck. Im April 2019 wurden Idles im gut gefüllten Rotondes erneut begutachtet. Da war es um den Verfasser längst geschehen. Im Sommer desselben Jahres der Auftritt auf dem Festival „Siren’s Call“ im Melusina wird für immer unvergessen bleiben. Was ein Abriss. Diese Hingabe, diese Energie. Idles (durch)leben ihre Songs auf der Bühne.

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Sprints: Letter To Self

Auf der Insel ist die Aufregung um die Post-Punk-Band Sprints schon recht groß. Aber Hysterie ist bei der britischen Musikpresse nichts Neues. Sprints stammen aus dem irischen Dublin, der Heimat der artverwandten Bands Fontaines D.C. und The Murder Capital. Braucht man wirklich noch einen Act aus Dublin, der diesen Sound macht? Die eindeutige Antwort ist: ja!

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Culk: Generation Maximum

Es ist bemerkenswert, wie nuschelig Sophie Löw singen kann. Sie klingt mitunter, als hätte sie ein paar Betäubungsmittel nehmen müssen, um dennoch imstande zu sein, sich irgendwie zu artikulieren und ihre Melancholie in Worte zu fassen. So wie die ersten Zeilen des neuen Albums ihrer Band Culk: „Wer hinsieht wird vor Tränen nicht mehr sehen / Wir können nicht nur mehr daneben stehen / Salz und Wasser schwemmen unserer Augen / Verschwommener der Glaube an uns / Wir verhärten und werten unserer Körper und vereinen uns nur im Überfluss“ (aus „Willkommen in der Hedonie“). Somit ist der Ton für diese folgenden beeindruckenden Songs gesetzt.

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All Diese Gewalt: Alles Ist Nur Übergang

Max Rieger ist in Deutschlands Musikszene alles andere als ein Unbekannter. Zum einen ist der 1993 geborene Schwabe seit 2010 Sänger und Gitarrist der von der Kritik stets mit viel Lob bedachten Indieband Die Nerven. Im selben Jahr war er auch Mitbegründer der EBM/New Wave-Band Die Selektion, die er jedoch anno 2012 zu Gunsten von Die Nerven verließ.

Rieger hat sich über die Jahre ein großes Knowhow angeeignet und wurde zu einem gefragten Produzenten und Songschreiber, der schon mit den erfolgreichen deutschen Indie-Künstlerinnen und -künstlern Drangsal (2018er Album „Zores“), Ilgen-Nur (2019er Album „Power Nap“), Casper (2020er Album „Alles war schön und nichts tat weh“) und Mia Morgan (2022er Album „Fleisch“) gearbeitet hat. Geschmack hat er.

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David Eugene Edwards: Hyacinth

Bei all den Millionen Sängerinnen und Sängern weltweit, ist es immer wieder erstaunlich, dass man eine Stimme als unverkennbar wahrnimmt. David Eugene Edwards Gesang hat etwas, der ihn außergewöhnlich macht. Eine Tiefe, eine Verletzlichkeit, etwas Mystisches, eine magische dunkle Anziehungskraft sogar. Edwards zuzuhören bedeutet, einen pechschwarzen Raum zu betreten. Dort entfaltet sich sein Talent, wie ein Prediger und nicht wie ein gewöhnlicher Sänger zu erscheinen – ähnlich wie es einem mit Nick Cave ergeht, der ebenfalls eine unglaubliche stimmliche Präsenz hat. Das kristallisierte sich im Falle Edwards, dessen Vater tatsächlich Prediger war, schon heraus, als er zwischen 1992 und 2005 mit 16 Horsepower Alternative Counryrock machte. Nach vier Studioalben war leider Schluss, und Edwards konzentrierte sich auf seine Band Wovenhand (auch Woven Hand geschrieben). Die spielt einen etwas düstereren Alternative Country(rock) als 16 Horsepower. Seit 2002 haben Wovenhand zahlreiche Alben veröffentlicht, das jüngste ist „Silvers Sash“ vom Februar 2022.

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BC Camplight: „The Last Rotation Of Earth“

Der US-Musiker BC Camplight, der mit bürgerlichem Namen Brian Christinzio heißt, lebt schon eine Weile in Liverpool und hat bereits ein paar tolle Alben veröffentlicht. In Großbritannien wird er gern gehört. Allerdings von einer Berühmtheit zu sprechen, wäre stark übertrieben. Wahrscheinlich ist seine Musik zu eigenwillig oder er zu offen hinsichtlich seines Seelenlebens. Er verheimlicht nicht, wie es ihm geht. Hinter ihm liegen eine Alkoholsucht, eine schmerzhafte Trennung von seiner Verlobten und Depressionen. BC Camplight hat viele Päckchen zu tragen (gehabt). In Marc Rileys „BBC 6Music“-Radioshow erklärte er dieser Tage, auch wenn es nach außen nicht so wirkt: er breche privat ständig zusammen. Er ist eine ehrliche Haut und das macht ihn so sympathisch.

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Metallica: 72 Seasons

Metallica haben dieser Tage „72 Seasons“ veröffentlicht, den Nachfolger zu ihrem starken Spätwerk „Hardwired… To Self-Destruct“ aus dem November 2016. Grund genug, einen Blick auf ihre sich über bereits fünf Dekaden erstreckende Karriere zu blicken. Was heißt, sich mit einer sehr bewegten Karriere zu beschäftigen, im Verlauf derer die Treue ihrer Fans mehrfach auf die Probe gestellt wurde.

„72 Seasons“ ist das elfte Studioalbum der (Thrash) Metal-Band. Die wurde Ende 1981 in Los Angeles gegründet, nachdem der dänische Schlagzeuger Lars Ulrich in der örtlichen Zeitung „The Recycler“ eine schlichte Annonce mit folgendem Wortlaut aufgegeben hatte: „Drummer sucht weitere Metalmusiker, um mit Tygers Of Pan Tang, Diamond Head und Iron Maiden zu jammen.“ Davon angesprochen fühlte sich unter anderem Gitarrist/Sänger James Hetfield. Zusammen mit Ron McGovney (Bass) und Gitarrist Dave Mustaine komplettierte er das erste Line-up. Für McGovney kam 1982 Cliff Burton und ein Jahr später ersetzte Kirk Hammett den heutigen Megadeth-Chef Mustaine. Damit war die legendäre Besetzung perfekt, die das Debütalbum „Kill ‘Em All“ (Juli 1983), dessen Nachfolger „Ride The Lightning“ (Juli 1984) und „Master Of Puppets“ (März 1986) einspielte. Je nach dem wen man nach seinem Metallica-Lieblingsalbum fragt: ältere Fans werden sich größtenteils für eines der drei entscheiden. Der Autor dieser Zeilen favorisiert übrigens „Master Of Puppets“. Vielleicht auch, weil es das letzte Album mit Ausnahmebassist Burton war. Am 27.09.1986 verstarb er bei einem Tourbusunglück in Schweden viel zu früh im Alter von 24 Jahren. Die Metalwelt war kurz in Schockstarre – vergleichbar mit dem tragischen Tod des begnadeten Ozzy Osbourne-Gitarristen Randy Rhoads am 19.03.1982.

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Lankum: False Lankum

Manchmal hört man wenige Takte eines Albums und ist sofort Feuer und Flamme. So geschah es jüngst, als „False Lankum“ von Lankum das erste Mal lief. In „Go Dig My Grave“ (schön morbide) ist erst nur die Stimme von Radie Peat zu hören, die den Eindruck erweckt, hier wird der Tod einer ihr nahestehenden Person beklagt. Es ist ein emotionaler Klagegesang. Irgendwann setzt die Akustikgitarre ein, und langsam kommt immer hinzu und der Albumauftakt entwickelt sich zu einem mehrstimmigen Trauermarsch. Musizierend und mit gesenkten Häuptern ziehen Lankum durch die Gassen und trauern – dieses Bild brennt sich beim Hören ein.

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Gaz Coombes: Turn The Car Around

Für Supergrass-Frontmann Gaz Coombes war es ein langer Weg hin zu seinem neuen Album. „Es gibt viele Themen, mit denen ich in der Vergangenheit gespielt habe und die ich nicht immer durchdringen konnte. (…) Dies ist eine Platte, auf die ich die letzten sieben Jahre hingearbeitet habe“, sagt der 46-jährige Brite und meint damit sein viertes Soloalbum „Turn The Car Around“. Wobei sein drittes erst fünf Jahre zurückliegt, aber wir wollen mal nicht kleinlich sein.

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Loyle Carner: Hugo

Loyle Carner ist auf der Insel schon lange kein Unbekannter mehr. Mit seinem zweiten Album „Not Waving, But Drowning“ fand er sich im Frühjahr 2019 in der Top 3 der UK-Albumcharts wieder. Der mittlerweile 28-jährige Rapper aus dem Süden hat gestern sein drittes Album „Hugo“ veröffentlicht. Das dürfte mit zum Besten zählen, was in diesem Jahr im Genre HipHop veröffentlicht worden ist. Denn er ist keiner dieser dumpfen Bling-Bling-Rapper oder braucht den Autotune-Effekt, um auf sich aufmerksam zu machen. Er überzeugt mit seiner Stimme, seinen klischeefreien Texten und seiner organischen Musik, die nicht ansatzweise beliebig ist.

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The Black Angels: Wilderness Of Mirrors

Es gibt diese Alben, die faszinieren einen schon mit den ersten Klängen. Dazu zählt „Wilderness Of Mirrors“, das neue Album der Texaner The Black Angels. Das erscheint auf Partisan Records, der Heimat von Fontaines D.C. und Idles. Mit deren Post-Punk hat ihre Musik aber wenig gemein. Die Band hat sich nämlich anno 2004 nach dem Velvet Underground-Song „The Black Angel‘s Death Song“ (auf „The Velvet Underground & Nico“) benannt und pflegt eine Vorliebe fürs Psychedelische. Fünf Jahre nach ihrem Album „Death Song“ bescheren sie uns ein beeindruckendes Update ihres lebendigen Psychedelic Rocks.

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