Danger Mouse & Black Thought: Cheat Codes

Ein gemeinsames Album von Danger Mouse und Black Thought? „Cheat Codes“ konnte ja nur fantastisch werden. Warum? Nun, beide Akteure stehen seit Jahren für Qualität. Danger Mouse, der eigentlich Brian Joseph Burton heißt und gerade 45 Jahre alt geworden ist, ist Musiker, Sänger, Songschreiber und Produzent. Er (ko)produzierte schon die ganz Großen: U2, Adele, Beck, die Red Hot Chili Peppers, Damon Albarns Gorillaz und Michael Kiwanuka. Darüber hinaus hatte er mit dem im Oktober 2020 verstorbenen Rapper MF Doom (Daniel Dumile) das Underground-HipHop-Projekt Dangerdoom, mit CeeLo Green die Band Gnarls Barkley (Hit: „Crazy“ von 2007) und mit The Shins-Kopf James Mercer das Indie-Projekt Broken Bells, von dem im Oktober das dritte Album „Into The Blue“ erscheinen wird. 2019 veröffentlichte Danger Mouse auch noch ein gemeinsames Album mit Karen O von den just zurückgekehrten New Yorker Indierockern Yeah Yeah Yeahs. Was er anpackt ist in den allermeisten Fällen absolut hörenswert, wenn nicht gar genial.

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Kreator: Hate Über Alles

Kreator zählen seit Jahrzehnten zur Speerspitze der Thrash Metal-Szene – das gilt nicht nur für ihr Heimatland Deutschland, sondern für die ganze Welt. Die Band aus Essen hat schon in allen Ecken der Erde live gespielt. Frontmann Mille Petrozza, der die Band mit Schlagzeuger Jürgen Reil, auch Ventor genannt, in den frühen Achtzigern gegründet hatte, ist ein Sprachrohr des Heavy Metal. Wenn er interviewt wird, dann nicht nur zur Musik, sondern auch zu aktuellen sozialen oder politischen Themen. Nachdem er sich seit ca. 14 Jahren vegan ernährt, ist er auch ein Anwalt für die vegane Ernährungsweise geworden. Allerdings keiner, der andere mit aller Gewalt bekehren will.

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Florence + The Machine: Dance Fever

Musik erfüllt verschiedene Zwecke: Die einen soll sie ablenken und zerstreuen. Hier ist ein hoher Unterhaltungsfaktor gefragt. Die anderen suchen Musik, die die Seele berührt, die statt einer glänzenden Oberfläche eine tiefere Bedeutung offenbart. Manchmal schafft es Musik, beide Ansprüche miteinander zu verbinden. Ein aktuelles Beispiel ist „Dance Fever“, das fünfte Album von Florence + The Machine.

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Kae Tempest: The Line Is A Curve

Im August gab Kate Tempest bekannt, trans/nicht-binär zu sein und änderte ihren Namen in Kae Tempest. Tempest erklärte damals, sie „habe lange Zeit damit gekämpft, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Ich habe versucht, so zu sein, wie ich dachte, dass andere mich haben wollten, um keine Ablehnung zu riskieren.“ Dieser Kampf war nun vorüber und sie konnte dem „Würgegriff des binären Geschlechterverständnisses“ entrinnen. „The Line Is A Curve“ ist ihr erstes Album unter ihrem neuen Ich. Zuvor gab es 2020 das Sachbuch „Verbundensein“ („On Connection“) und 2021 am National Theatre das Bühnenstück „Paradise“ unter ihrem neuen Namen – und tatsächlich gehören alle drei Arbeiten zusammen.

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Spiritualized: Everything Was Beautiful

Vor 15 Jahren traten Spiritualized im Club der Escher Rockhal auf. Jason Pierce, Kopf der britischen Band, spielte damals eine Akustikgitarre und wurde begleitet von einem E-Pianisten, Streichmusikerinnen und Gospelsängerinnen. Schon beim ersten Song war seine Stimme, getragen von den Streichern und dem Summen der Sängerinnen, voller Trauer und Trübsal. Es war schon etwas bizarr, dass er, der zuvor wegen zweier Lungenentzündungen bereits kurz vor Gottes Pforten stand, spirituelle Lieder sang, in deren Texten immer wieder die Wörter „Lord“, „Jesus“ und „Soul“ auftauchen. Hätte er diesen hymnischen, vom Gospel inspirierten Rock in einer Kirche vorgetragen, das wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen.

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Big Thief: Dragon New Warm Mountain I Believe In You

Bei Big Thief dreht sich Vieles um Adrianne Lenker. Die Sängerin und Gitarristin der US-Indie-Quartetts schreibt das Gros der Songs. So war das bei den bisherigen Alben „Masterpiece“ (2016), „Capacity“ (2017), „U.F.O.F.“ und „Two Hands“ (beide 2019). Sie schreibt vermutlich gerne und nachweislich viel. So hat sie auch einige Soloalben herausgebracht, zuletzt in 2020 „Songs“ und „Instrumentals“. Jährlich mindestens ein Album zu präsentieren, das scheint ihr Credo zu sein. Dieses Mal sind wieder Big Thief dran, die ihr neues „Dragon New Warm Mountain I Believe In You“ betitelt haben – was auch immer dies genau zu bedeuten hat.

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Wovenhand: Silver Sash

Vor sechs Jahren hat David Eugene Edwards das letzte Album seines Projekts Wovenhand veröffentlicht. Der Mann also, der zwischen 1995 und 2005 der exzellenten Alternative Country-Band 16 Horsepower voran stand. Seit 2001 gibt es Wovenhand und bis zu „Star Treatment“ aus dem Jahr 2016 erschien auch alle zwei Jahre ein neues Album. Diesmal dauerte es jedoch deutlich länger.

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Elder & Kadavar: Eldovar – A Story Of Darkness & Light

„Gefangen in Berlin“ steht im Begleitschreiben des ersten gemeinsamen Albums von Elder und Kadavar. Aber der Reihe nach. Elder ist eine progressive (Stoner) Rockband, die 2006 in Massachusetts gegründet wurde. Ihr jüngstes Album erschien im April 2020 unter dem Titel „Omens“. Sänger und Gitarrist Nick DiSalvo ist das einzig verbliebene Gründer des Quartetts, das seit einiger Zeit teilweise in Berlin residiert. Dort leben auch Christoph „Lupus“ Lindemann (Gesang, Gitarre), Simon „Dragon“ Bouteloup (Bass) und Christoph „Tiger“ Bartelt (Schlagzeug). Kadavar kamen anno 2010 aus Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Österreich zusammen; kurz darauf zogen sie in die deutsche Hauptstadt. Sie zählen heute zu den besten deutschen Retro-Psychedelic Rockbands und veröffentlichten im Oktober 2020 das grandiose Album „The Isolation Tapes“, das während des ersten Corona-Lockdowns entstand.

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Pom Pom Squad: Death Of A Cheerleader

Mia Berrin nutzte während ihrer Kindheit die Popkultur als eine Art Kompass, um sich durchs Leben zu navigieren und sich selbst zu orten. So zumindest vermittelt es einem das Begleitschreiben ihrer Plattenfirma City Slang zu „Death Of A Cheerleader“, dem Debütalbum ihrer Band Pom Pom Squad. Genauer gesagt schaute sie zu den keineswegs gewöhnlichen Filmemachern John Waters und David Lynch auf sowie zu der Musikerin Courtney Love (Hole) und der Bikini Kill- und früheren Le Tigre-Musikerin Kathleen Hanna.

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Modest Mouse: The Golden Casket

Die Pausen zwischen ihren Alben sind länger als früher. Aber enttäuschen können die 1992 in Issaquah, Washington, gegründeten Indierocker Modest Mouse irgendwie nie. So ist das auch mit „The Golden Casket“, dem Nachfolger ihres 2015 veröffentlichten US-Nummer-Eins-Albums „Strangers To Ourselves“. Diesmal thematisiert Bandkopf Isaac Brock die Auseinandersetzung zwischen Natur und Technologie, zwischen Fortschritt und Selbsterhaltung sowie zwischen Hoffnung und gesunder Skepsis.

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The Black Keys: Delta Kream

Mit zehn Jahren begann der in Memphis, Tennessee, geborene William Eggleston zu fotografieren. Niemand ahnte seinerzeit, dass er einmal die zeitgenössische Fotografie beeinflussen und dank ihm die Farbfotografie als legitimes künstlerisches Medium anerkannt werden würde. Heute sind die Werke des weltweit bekannten 81-jährigen Fotokünstlers in unzähligen Museen zu sehen und wurden zahlreiche Fotobände von ihm publiziert.

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Arab Strap: As Days Get Dark

Minimalismus muss bei weitem kein Makel sein. Aidan Moffat und Malcolm Middleton musizieren beispielsweise nur zu zweit und nutzen für ihre Kompositionen größtenteils wenige Mittel: Beats, Samples, Gitarre und Gesang. Damit wurden sie vor Jahren schon in der Indieszene unter dem Namen Arab Strap bekannt. Das eigenwillige schottische Duo steht für spezielle Musik. Ihre auf technischen Hilfsmitteln basierenden Songs werden gewöhnlich mit Middletons (Postrock-)Gitarrenspiel und Moffats murmelig-nuscheligem Sprechgesang, der gerne von Sauf-, Flirt- und Sexeskapaden erzählt, kombiniert – nachzuhören in dem grandiosen „New Birds“ von ihrem zweiten Album „Philophobia“ (1998). Dieser Methodik sind Arab Strap treu geblieben.

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