Kreator: Hate Über Alles

Kreator zählen seit Jahrzehnten zur Speerspitze der Thrash Metal-Szene – das gilt nicht nur für ihr Heimatland Deutschland, sondern für die ganze Welt. Die Band aus Essen hat schon in allen Ecken der Erde live gespielt. Frontmann Mille Petrozza, der die Band mit Schlagzeuger Jürgen Reil, auch Ventor genannt, in den frühen Achtzigern gegründet hatte, ist ein Sprachrohr des Heavy Metal. Wenn er interviewt wird, dann nicht nur zur Musik, sondern auch zu aktuellen sozialen oder politischen Themen. Nachdem er sich seit ca. 14 Jahren vegan ernährt, ist er auch ein Anwalt für die vegane Ernährungsweise geworden. Allerdings keiner, der andere mit aller Gewalt bekehren will.

Petrozza, Veil und Gitarrist Sami Yli-Sirniö haben in den letzten Monaten zusammen mit dem 2019 eingestiegenen Bassisten Frédéric Leclercq (Ex-DragonForce) letzte Hand an das Album „Hate Über Alles“ gelegt. Seit dem Vorgänger „Gods Of Violence“ (2015) war die Band auf Tournee und musste sich nach einem Ersatz für Bassist Christian „Speesy“ Giesler umsehen. Zudem veröffentlichte sie vor zwei Jahren das Livealbum „London Apocalypticon – Live At The Round House“, eine Splitsingle mit Lamb Of God („666 – World Divided/Checkmate“) und im letzten Jahr ein aufwändiges Boxset mit ihren frühen Noise Records-Werken („Under The Guillotine: The Noise Anthology“). Das war geschickt, um die Coronazeit zu überbrücken, im Gespräch zu bleiben und die Neugierde auf das 15. Studioalbum „Hate Über Alles“ zu steigern.

Nun ist endlich die Zeit der Wahrheit gekommen: Taugt das Album etwas? Ja, um es kurz zu machen. Es ist sicherlich nicht so gut wie beispielsweise „Extreme Aggression“ (1989) oder „Coma Of Souls“ (1990), um zwei Klassiker zu nennen. Es ist aber auch kein Alterswerk, auf dem die Band nur so hoch springt, wie sie es muss. Auf „Hate Über Alles“ bieten Petrozza & Co. eine Verbeugung vor Ennio Morricone („Sergio Corbucci Is Dead“), einen brillanten, rasend schnellen Titelsong mit der prägnanten Textzeile „Hate is the virus of this world“, Hochgeschwindigkeits-Thrash mit Hit-Qualitäten („Conquer And Destroy“), Midtempo-Songs à la „Crush The Tyrants“, epochalen Teutonen-Metal („Become Immortal“) und Gastauftritte der Indiepopsängerin Sofia Portanet („Midnight Sun“) und von Drangsal („Sergio Corbucci Is Dead“, „Conquer And Destroy“). Das Artwork von Eliran Kantor und die Produktion von Arthur Rizk (Power Trip) runden den positiven Gesamteindruck ab. Thrash Metal lebt weiter – auch dank Kreator.