Culk: Generation Maximum

Es ist bemerkenswert, wie nuschelig Sophie Löw singen kann. Sie klingt mitunter, als hätte sie ein paar Betäubungsmittel nehmen müssen, um dennoch imstande zu sein, sich irgendwie zu artikulieren und ihre Melancholie in Worte zu fassen. So wie die ersten Zeilen des neuen Albums ihrer Band Culk: „Wer hinsieht wird vor Tränen nicht mehr sehen / Wir können nicht nur mehr daneben stehen / Salz und Wasser schwemmen unserer Augen / Verschwommener der Glaube an uns / Wir verhärten und werten unserer Körper und vereinen uns nur im Überfluss“ (aus „Willkommen in der Hedonie“). Somit ist der Ton für diese folgenden beeindruckenden Songs gesetzt.

Auf ihrem dritten Album „Generation Maximum“ versucht sich die Wiener Band den aktuellen Herausforderungen ihrer Gesellschaft zu stellen und dabei weder den Verstand noch den Mut zu verlieren. Sie erschufen einen grob zum Indierock umschwenkenden Postpunk/Shoegaze-Sound, der noch ihre ersten Platten dominierte. Sie sind musikalisch offener, und auch inhaltlich befassen sie sich mit allerlei Themen: Klimawandel, Kriege, Rechtsradikalismus und dem immer gravierender werdenden Unterschied zwischen Arm und Reich. Themen, die vielen Menschen im Kopf umherschwirren, die es nicht leicht im Leben haben. In Löws Lyrik übersetzt, klingt das dann wie folgt: „Alles viel zu viel und alles zu wenig / Warum währen wir hier nicht für immer und ewig / Ein neues Jahrtausend bewundert durch ein Feuerwerk / Was ist uns die Erde wert / Ein Feuerball der in unsere Richtung treibt“ (aus „2000“). Allerdings wollen Culk die Hoffnung nicht aufgegeben, wie „Vor mir die Glut“ zeigt: „Alles wird gut für uns / Wir wollen den Mut um uns“. Oder der Titelsong, in dem es heißt: „Wir suchen nach Lichtern / Nach dem hellsten Geröll und Blitzen / Wer sich heute Nacht verliert / Wird sich wieder finden“.

Löw, die auch Gitarre und Synthesizer spielt, ist eine brillante Lyrikerin und Sängerin, der ihre Band – Johannes Blindhofer an der Gitarre, Benjamin Steiger am Bass und Christoph Kuhn hinterm Schlagzeug – die perfekte Musik zuliefert. Sie stehen ihrer Frontfrau in nichts nach und pendeln elegant zwischen verspielter Melancholie („Willkommen in der Hedonie“) und Krach („Ihre Welt“). Hoffen wir nur, dass Culk recht behalten, wenn sie sagen: „The happy end is near“.