Loyle Carner: Hugo

Loyle Carner ist auf der Insel schon lange kein Unbekannter mehr. Mit seinem zweiten Album „Not Waving, But Drowning“ fand er sich im Frühjahr 2019 in der Top 3 der UK-Albumcharts wieder. Der mittlerweile 28-jährige Rapper aus dem Süden hat gestern sein drittes Album „Hugo“ veröffentlicht. Das dürfte mit zum Besten zählen, was in diesem Jahr im Genre HipHop veröffentlicht worden ist. Denn er ist keiner dieser dumpfen Bling-Bling-Rapper oder braucht den Autotune-Effekt, um auf sich aufmerksam zu machen. Er überzeugt mit seiner Stimme, seinen klischeefreien Texten und seiner organischen Musik, die nicht ansatzweise beliebig ist.

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The Black Angels: Wilderness Of Mirrors

Es gibt diese Alben, die faszinieren einen schon mit den ersten Klängen. Dazu zählt „Wilderness Of Mirrors“, das neue Album der Texaner The Black Angels. Das erscheint auf Partisan Records, der Heimat von Fontaines D.C. und Idles. Mit deren Post-Punk hat ihre Musik aber wenig gemein. Die Band hat sich nämlich anno 2004 nach dem Velvet Underground-Song „The Black Angel‘s Death Song“ (auf „The Velvet Underground & Nico“) benannt und pflegt eine Vorliebe fürs Psychedelische. Fünf Jahre nach ihrem Album „Death Song“ bescheren sie uns ein beeindruckendes Update ihres lebendigen Psychedelic Rocks.

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Danger Mouse & Black Thought: Cheat Codes

Ein gemeinsames Album von Danger Mouse und Black Thought? „Cheat Codes“ konnte ja nur fantastisch werden. Warum? Nun, beide Akteure stehen seit Jahren für Qualität. Danger Mouse, der eigentlich Brian Joseph Burton heißt und gerade 45 Jahre alt geworden ist, ist Musiker, Sänger, Songschreiber und Produzent. Er (ko)produzierte schon die ganz Großen: U2, Adele, Beck, die Red Hot Chili Peppers, Damon Albarns Gorillaz und Michael Kiwanuka. Darüber hinaus hatte er mit dem im Oktober 2020 verstorbenen Rapper MF Doom (Daniel Dumile) das Underground-HipHop-Projekt Dangerdoom, mit CeeLo Green die Band Gnarls Barkley (Hit: „Crazy“ von 2007) und mit The Shins-Kopf James Mercer das Indie-Projekt Broken Bells, von dem im Oktober das dritte Album „Into The Blue“ erscheinen wird. 2019 veröffentlichte Danger Mouse auch noch ein gemeinsames Album mit Karen O von den just zurückgekehrten New Yorker Indierockern Yeah Yeah Yeahs. Was er anpackt ist in den allermeisten Fällen absolut hörenswert, wenn nicht gar genial.

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Experimance Festival: Künstlerische Raumgestaltung

Nach der Premiere im letzten Jahr findet in diesem Monat die 2. Ausgabe des „Experimance Festival“ statt. Erneut ist das multidisziplinäre Kunstfestival dezentral und kann an verschiedenen Orten in Saarbrücken erlebt werden: im Garelly Haus, in der Johanneskirche und am Osthafen – im Sektor Heimat sowie im Silodom.

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Kreator: Hate Über Alles

Kreator zählen seit Jahrzehnten zur Speerspitze der Thrash Metal-Szene – das gilt nicht nur für ihr Heimatland Deutschland, sondern für die ganze Welt. Die Band aus Essen hat schon in allen Ecken der Erde live gespielt. Frontmann Mille Petrozza, der die Band mit Schlagzeuger Jürgen Reil, auch Ventor genannt, in den frühen Achtzigern gegründet hatte, ist ein Sprachrohr des Heavy Metal. Wenn er interviewt wird, dann nicht nur zur Musik, sondern auch zu aktuellen sozialen oder politischen Themen. Nachdem er sich seit ca. 14 Jahren vegan ernährt, ist er auch ein Anwalt für die vegane Ernährungsweise geworden. Allerdings keiner, der andere mit aller Gewalt bekehren will.

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Florence + The Machine: Dance Fever

Musik erfüllt verschiedene Zwecke: Die einen soll sie ablenken und zerstreuen. Hier ist ein hoher Unterhaltungsfaktor gefragt. Die anderen suchen Musik, die die Seele berührt, die statt einer glänzenden Oberfläche eine tiefere Bedeutung offenbart. Manchmal schafft es Musik, beide Ansprüche miteinander zu verbinden. Ein aktuelles Beispiel ist „Dance Fever“, das fünfte Album von Florence + The Machine.

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Kae Tempest: The Line Is A Curve

Im August gab Kate Tempest bekannt, trans/nicht-binär zu sein und änderte ihren Namen in Kae Tempest. Tempest erklärte damals, sie „habe lange Zeit damit gekämpft, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Ich habe versucht, so zu sein, wie ich dachte, dass andere mich haben wollten, um keine Ablehnung zu riskieren.“ Dieser Kampf war nun vorüber und sie konnte dem „Würgegriff des binären Geschlechterverständnisses“ entrinnen. „The Line Is A Curve“ ist ihr erstes Album unter ihrem neuen Ich. Zuvor gab es 2020 das Sachbuch „Verbundensein“ („On Connection“) und 2021 am National Theatre das Bühnenstück „Paradise“ unter ihrem neuen Namen – und tatsächlich gehören alle drei Arbeiten zusammen.

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Spiritualized: Everything Was Beautiful

Vor 15 Jahren traten Spiritualized im Club der Escher Rockhal auf. Jason Pierce, Kopf der britischen Band, spielte damals eine Akustikgitarre und wurde begleitet von einem E-Pianisten, Streichmusikerinnen und Gospelsängerinnen. Schon beim ersten Song war seine Stimme, getragen von den Streichern und dem Summen der Sängerinnen, voller Trauer und Trübsal. Es war schon etwas bizarr, dass er, der zuvor wegen zweier Lungenentzündungen bereits kurz vor Gottes Pforten stand, spirituelle Lieder sang, in deren Texten immer wieder die Wörter „Lord“, „Jesus“ und „Soul“ auftauchen. Hätte er diesen hymnischen, vom Gospel inspirierten Rock in einer Kirche vorgetragen, das wäre das Tüpfelchen auf dem i gewesen.

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Big Thief: Dragon New Warm Mountain I Believe In You

Bei Big Thief dreht sich Vieles um Adrianne Lenker. Die Sängerin und Gitarristin der US-Indie-Quartetts schreibt das Gros der Songs. So war das bei den bisherigen Alben „Masterpiece“ (2016), „Capacity“ (2017), „U.F.O.F.“ und „Two Hands“ (beide 2019). Sie schreibt vermutlich gerne und nachweislich viel. So hat sie auch einige Soloalben herausgebracht, zuletzt in 2020 „Songs“ und „Instrumentals“. Jährlich mindestens ein Album zu präsentieren, das scheint ihr Credo zu sein. Dieses Mal sind wieder Big Thief dran, die ihr neues „Dragon New Warm Mountain I Believe In You“ betitelt haben – was auch immer dies genau zu bedeuten hat.

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Wovenhand: Silver Sash

Vor sechs Jahren hat David Eugene Edwards das letzte Album seines Projekts Wovenhand veröffentlicht. Der Mann also, der zwischen 1995 und 2005 der exzellenten Alternative Country-Band 16 Horsepower voran stand. Seit 2001 gibt es Wovenhand und bis zu „Star Treatment“ aus dem Jahr 2016 erschien auch alle zwei Jahre ein neues Album. Diesmal dauerte es jedoch deutlich länger.

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Elder & Kadavar: Eldovar – A Story Of Darkness & Light

„Gefangen in Berlin“ steht im Begleitschreiben des ersten gemeinsamen Albums von Elder und Kadavar. Aber der Reihe nach. Elder ist eine progressive (Stoner) Rockband, die 2006 in Massachusetts gegründet wurde. Ihr jüngstes Album erschien im April 2020 unter dem Titel „Omens“. Sänger und Gitarrist Nick DiSalvo ist das einzig verbliebene Gründer des Quartetts, das seit einiger Zeit teilweise in Berlin residiert. Dort leben auch Christoph „Lupus“ Lindemann (Gesang, Gitarre), Simon „Dragon“ Bouteloup (Bass) und Christoph „Tiger“ Bartelt (Schlagzeug). Kadavar kamen anno 2010 aus Thüringen, Nordrhein-Westfalen und Österreich zusammen; kurz darauf zogen sie in die deutsche Hauptstadt. Sie zählen heute zu den besten deutschen Retro-Psychedelic Rockbands und veröffentlichten im Oktober 2020 das grandiose Album „The Isolation Tapes“, das während des ersten Corona-Lockdowns entstand.

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Top 5-Alben 2021

1. Mogwai „As The Love Continues“

„As The Love Continues“, ihr zehntes Studioalbum, haben Mogwai im letzten Jahr mit Dave Fridmann aufgenommen – nicht wie geplant in den USA, sondern in Worcestershire via iPad-Videoschalte. Darauf klingen Mogwai ganz nach Mogwai, ohne sich selbst zu kopieren oder zu langweilen. Diesmal wieder mit etwas Gesang in verständlich („Ritchie Sacramento“) oder verfremdet („Here We, Here We, Here We Go“) und lauten Gitarren („Drive The Nail“, „Ceiling Granny“). An Abwechslung mangelt es diesem Album nicht, das artistisch zwischen Postrock und Elektronischem balanciert.

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