Die ersten fünf Jahre waren Wesley Keith Schultz (Gesang, Gitarre, Piano) und Jeremiah Caleb Fraites (Schlagzeug, Mandoline) nur zu zweit. 2010 stieg dann Cellistin Neyla Pekarek ein; im letzten Jahr kamen Multiinstrumentalist Stelth Ulvang und Bassist Ben Wahamaki dazu. Damit waren The Lumineers komplett.
In dieser Besetzung entstand ihr Debütalbum „The Lumineers“. Das erschien in den USA im Frühjahr und hierzulande im August des vergangenen Jahres. Da sie derzeit die Musikwelt im Sturm erobern, kommt ihr Debüt dieser Tage in einer Deluxe Edition mit vier zusätzlichen Studiosongs, einer Liveversion von „Slow It Down“ und einer DVD erneut auf den Markt. Grund genug, diese großartige Americana/Folkrock-Band auch hier angemessen vorzustellen.
Wer wissen will, warum The Lumineers diese verspätete Aufmerksamkeit verdient haben, braucht sich nur ihren Song „Ho Hey“ anhören. Der stand 2012 in den USA auf Platz drei der offiziellen Singlecharts und wurde bereits mehrfach veredelt. Er ist einer dieser mitreißenden, modernen Folk-Hymnen mit mehrstimmigen Gesängen, wie sie Fleet Foxes, Arcade Fire oder auch Band Of Horses in ähnlicher Art und Weise schon veröffentlicht haben. Melancholisch und doch auch antreibend und mitreißend – das sind die Attribute, die einem bei „Ho Hey“ durch den Kopf gehen.
Aber The Lumineers setzen auf ihrem Album nicht ausschließlich auf Dynamik und die bei Neuzeit-Folkern längst etablierten Chorgesänge. In „Slow It Down“ hört man nur die Stimme von Schultz und dazu eine dezent gespielte E-Gitarre. Der Titel dieser Entschleunigungs-Ballade ist Programm und von der vermittelten Stimmung her das krasse Gegenteil zu „Ho Hey“.
Dass das Instrumentarium von Song zu Song wechselt oder erweitert wird, ist von großem Vorteil. Allein Ulvang kann Piano, Mandoline, Akkordeon und Gitarre spielen. Dank dieser Vielfalt können The Lumineers die Wahl der Instrumente auf die Stimmung des jeweiligen Liedes anpassen. Elf sind auf der Originalversion ihres Albums enthalten. Zu den bis dato unveröffentlichten Studiobonussongs der neuen Version zählen der Saloon-Hit „Ain’t Nobody’s Problem“, „Elouise“, das Klagelied „Darlene“ und das teils aufs Allerwesentliche reduzierte Talking Heads-Cover „This Must Be The Place (Naïve Melody)“ – hier als Akustikballade. Auf der beiliegenden DVD sind die Tourdokumentation „On The Roads With The Lumineers“ sowie drei offizielle Videoclips zu sehen. Wer also Nachholbedarf in Sachen The Lumineers hat, dem sei diese Deluxe Edition wärmstens empfohlen.
Kai Flarion Becker (November 2013)