The Strokes: Comedown Machine

Sind unsere Erwartungen heutzutage einfach zu hoch? Ist es falsch, von einer Band zu erwarten, ein gewisses Niveau nicht zu unterschreiten? Insbesondere von einer, die einst ein legendäres Debütalbum veröffentlichte, das viele rauf und runter hörten und das wohl all denen auch heute noch eine Gänsehaut über den Rücken jagt?

Es gibt schließlich Bands, die fast nie enttäuschen und mit nahezu jedem Album überzeugen können. The Strokes gehören leider längst nicht mehr zu diesen wenigen Auserwählten. Ihren vorübergehenden Tiefpunkt haben sie mit dem aktuellen Album „Comedown Machine“ erreicht.

„This Is It“ war anno 2001 das Album des Jahres. Rock vom Feinsten. Lebendig, frech, laut und wild. „Comedown Machine“ ist alles andere als das. Einen größeren Gegensatz kann es kaum geben. Als hätten hier ein paar träge Musikrentner nochmals zu ihren angestaubten Instrumenten gegriffen und die letzten paar Ideen aus ihren leergesaugten Gehirnen herausgepresst. Nicht ein einziger Song hat die Klasse von „This Is It“. „Comedown Machine“ ist ein Armutszeugnis par excellence. Diese Erkenntnis ist für die Fans der ersten Stunden eine ganz bittere.

Zu den Fakten: In „Tap Out“ ahmen sie die hippen, weltmusikalisch offenen Vampire Weekend nach, die viele Kritiker – warum auch immer – über jeden Klee loben. Wahrhaft lächerlich wird es mit „One Way Trigger“. The Strokes versuchen sich mit Hochgeschwindigkeits-Synthie-Gedudel und pseudo-gesäuseltem Gesang. Herr im Himmel, ist das schlecht. „Welcome To Japan“ ist nichtssagender Disco/Pop-Rock-Quatsch, „Slow Animals“ und „Chances“ sind zum Einschlafen. Was haben sie sich nur dabei gedacht?

Ein leichtes Anheben der Augenbraue verursacht zumindest das flott rockende „50/50“, das früher vielleicht eine gute Single-B-Seite geworden wäre. Soweit ist es also schon gekommen, dass man sich heute darüber freut und erleichtert aufatmet. Auch das an eine Light-Version von Queens Of The Stone Age erinnernde „Partners In Crime“ ist noch ganz annehmbar.

Über den Rest sollten wir den Mantel des Schweigens legen. „Call It Fate, Call It Karma“ („Nenn es Schicksal, nenn es Karma“) heißt der letzte Song, eine hawaiianische Version eines Strokes-Stücks. Was das soll, erschließt sich leider nicht.

Hoffentlich werden sich The Strokes irgendwann für dieses Album schämen oder zumindest einen Hauch von Reue zeigen. Vielleicht wird ihnen dann verziehen. Besser ist es aber wohl, sie endgültig abzuschreiben und lediglich „This Is It“ in guter Erinnerung zu behalten.

Kai Florian Becker (April 2013)