Band Of Horses: Mirage Rock

Nach zwei Alben bei dem legendären Indielabel Sub Pop („Everything All The Time“, 2006, und „Cease To Begin“, 2007) wechselten Band Of Horses zu Columbia Records beziehungsweise Sony Music. 2010 veröffentlichten sie dort das grandiose Album „Infinite Arms“. Das stürmte in den USA auf Platz 7 der Charts und bescherte ihnen eine Grammy-Nominierung in der Kategorie „Bestes Alternative Album“. Sie mussten sich allerdings gegen „Brothers“ von den Garage/Blues Rockern The Black Keys geschlagen geben.

Zu diesem Zeitpunkt wurde ihr drittes Machwerk mit seinem Mix aus Alternative Country, Folk und Southern Rock längst als das nächste große Americana-Album gefeiert. Mitten in der Euphorie veröffentlichten sie einen Videomitschnitt ihres Konzerts in der Grand Central Station in New York. Schon nach ein, zwei Liedern war klar: Wer dabei war, wird diesen Auftritt nie vergessen. Der Sound, die Melodien, die Arrangements, die mehrstimmigen Gesänge und über alledem die Stimme von Sänger/Gitarrist Ben Bridwell – all das war perfekt aufeinander abgestimmt. Die Lieder von Band Of Horses gehen bekanntermaßen unter die Haut.

Bei ihrem vierten Album „Mirage Rock“ wollten sie erneut alles richtig machen und nicht an der hohen Messlatte scheitern. Sie engagierten daher einen alten Hasen als Produzenten: Glyn Johns. Der war bereits in verschiedenen Funktionen an der Entstehung von Alben von The Rolling Stones, Led Zeppelin, The Who, Joe Cocker und The Clash beteiligt. Mit ihm erschuf die Band ein Album, das laut Bridell so klingt: „Wenn ‚Infinite Arms‘ unser geliebtes Haustier war, das wir mit viel zu vielen Leckerbissen vollgestopft und verwöhnt haben, ist ‚Mirage Rock‘ wie der kleine Bruder dieses Haustiers, der eines Nachts überraschend vor unserer Tür abgelegt wurde. Auf den ersten Blick vielleicht ein wenig ungepflegter, aber mit dem gleichen ungezähmten und temperamentvollen Blut in den Adern.“

Auf den ersten Blick ist „Mirage Rock“ vielmehr unspannend und unscheinbar. Erst nach mehrmaligen Anläufen kristallisieren sich einzelne Höhepunkte heraus: die erquickende Single „Knock Knock“, die Balladen „Everything‘s Gonna Be Undone“ und „Slow Cruel Hands“ sowie das erfrischende „Feud“, der beste Song.

Insgesamt ist „Mirage Rock“ aber nicht so stark wie sein Vorgänger und beinhaltet mit „A Little Biblical“ und „Shut-In Tourist“ zwei völlig belanglose Songs. Das stimmt den langjährigen Fan etwas traurig. Wenigstens hat die Band sich so die Chance offengelassen, mit dem fünften Album wieder aufzutrumpfen.

Kai Florian Becker (September 2012)