„Mein Beruf ist meine Berufung“, erklärt Holger Leinenbach, der Mann für den perfekten Klang bei Konzerten. „Ich kann mir nicht vorstellen, etwas anderes zu machen. Mein Job ist vielfältig und nie langweilig. Zudem arbeite ich immer dort, wo andere Eintritt für bezahlen.“
Alles fing 1989 als Studentenjob bei der Firma „Audio Service“ an. Nach Abschluss seines Sportstudiums arbeitete er fünf Jahre bei einem Reiseveranstalter. Seit 2003 ist Leinenbach hauptberuflich Tontechniker. Mit seiner Firma „Delta Max“ vermietet und baut er Bühnen, Tonanlagen und -mischpulte auf und mischt Künstler auch live ab, damit man das, was sie sagen und spielen, vor der Bühne glasklar hört.
Über die Jahre ist seine Equipment-Sammlung immer größer geworden. „Mittlerweile besitze ich vier größere spielfertige Tonanlagen, u.a. die in der Saarbrücker ‚Garage‘. Mein Mitarbeiterstamm ist zudem auf 15 freischaffende Techniker angewachsen, die ich je nach Bedarf einsetze“, erklärt Leinenbach nicht ohne Stolz.
Es gibt auch Konzerte, da überlässt er dem bandeigenen Tontechniker das Mischpult. Leider sind die nicht immer vom Fach, wie Leinenbach erklärt: „Viele große Bands haben anscheinend den Tourmanager zum Tontechniker gemacht. Das geht natürlich meist schief. Je höherklassig sie spielen, desto schlechter werden die Jungs am Pult. Umgekehrt haben die kleinen Bands die guten Mischer dabei.“
Nichtsdestotrotz macht Leinenbach dieser Job unendlich Spaß. Er mag es, Leute zu treffen und kennenzulernen und mit ihnen gemeinsam zu feiern. Nicht ganz so zu begeistern ist er für Faschingsveranstaltungen. „Ich mag Fasching nicht. Aber da ist immer viel los. Also lautet in dieser Zeit die Devise: Ohren zu und durch. Worauf ich aber allergisch reagiere ist morgens um drei Uhr in einer entlegenen biergetränkten ländlichen Mehrzweckhalle abzubauen wenn die vollgesoffenen Gäste versuchen, beim Kistenschieben zu helfen.“
Denkwürdig im positiven Sinne waren einige größere Konzerte, an denen er mitgewirkt hat. So zum Beispiel der Auftritt von Motörhead bei „Rock Am Bach“ in Merzig anno 2009. Sein schönstes Erlebnis war allerdings 1995, als er für den Bühnensound bei „Rock Am See“ in Losheim zuständig war. „Das Wetter war klasse. Ich bin bei jedem Umbau in den See gesprungen und dann mit Badeshorts und Flipflops wieder ans Mischpult zurückgekehrt. Unvergesslich.“
Das nächste Jahr wird ein ganz besonderes für Leinenbach. Dann feiert seine Firma zehnjähriges Bestehen und er 24 Jahre Tontechnik. Aber was ist nach fast 24 Jahren der ultimative Tipp für den bestmöglichen Livesound? „Je weniger Lautstärke von der Bühne kommt, umso mehr kann man mischen und Verhältnisse herstellen. Und je besser die Band auf den Mann am Mischpult hört, je besser einzelne Instrumente klingen, je länger Bands eingespielt sind und je genauer sie auf die eins spielen, desto besser ist der Sound.“ Wer all dies beachtet, dem ist der perfekte Klang gewiss.
Apropos, Leinenbach hat bezüglich der immer wieder aufkeimenden Kritik am Sound in der „Garage“ seine ganz eigene Meinung. Er gibt zu, dass die dortige Akustik schwierig sei, weiß aber auch, wie man dort einen astreinen Sound hinbekommen kann: „Die Band muss extrem gut sein und sich darauf einstellen, möglichst leise zu spielen. Dann ist der Sound top. Mit der Anlage, die da hängt, ist das allemal möglich.“ Der Mann vom Fach muss es ja wissen.
Kai Florian Becker (September 2012)