Jason Orlovich: “Coversongs sind was fürs Irish Pub”

Der in New York ansässige Musiker Jason Orlovich ist Mitglied der kleinen, aber feinen Indieband Polite Sleeper. Ihre Musik erinnert entfernt an die famosen Modest Mouse. Orlovich war mit eben jenen Polite Sleeper schon einmal zu Gast in der „Sparte4“. Diesen Samstag kommt er allein – mit Songs seiner Band und auch ein paar eigenen, wie er verriet.

Was brachte Sie dazu, ein Instrument zu spielen?
Mein Bruder spielte Gitarre, während ich eher an dem ganzen Drumherum bei Konzerten und den Leuten, die da abhängen, interessiert war. Damals lebten wir noch in Chicago. Nach der Universität lernte ich in San Francisco sehr inspirierende Menschen kennen, von denen einige auch Musiker waren. Ich beschloss irgendwann, mit ihnen auftreten zu wollen, und griff ebenfalls zur Gitarre.

Können Sie von der Musik leben?
Das ist nahezu unmöglich. Gerade in New York, wo ich derzeit lebe, und gerade mit einer kleinen Band wie Polite Sleeper funktioniert das nicht. Wenn man wirklich Geld verdienen will, muss man Anwalt sein, nicht wahr? (lacht) Nebenbei habe ich bis zum letzten Jahr als Herausgeber von Büchern gearbeitet. Mittlerweile bin ich freier Journalist. Ich bin also oft auf Tournee und schreibe viel. Ich gab die Sicherheit der Flexibilität wegen auf. Aktuell fühlt es sich so an, als sei es die richtige Entscheidung gewesen. Aber bitte: Drücken Sie mir die Daumen.

Wenn Sie nun wie in Saarbrücken als Solomusiker auf die Bühne gehen, welche Songs spielen Sie dann: Solostücke, Polite Sleeper-Lieder oder Coversongs?
Gute Frage. Ohne Band auf der Bühne zu stehen, ist schon etwas seltsam. Anderseits ist es eine große Herausforderung. Deshalb habe ich diese Tournee überhaupt erst geplant. Ich werde hauptsächlich Polite Sleeper-Material vorstellen – inklusive ein, zwei älterer Stücke, die es nie auf eines unserer Alben geschafft haben. Coversongs werde ich keine spielen. Das ist was für Irish Pubs und U-Bahnstationen. (lacht) Dafür werde ich zwischen den Songs kleine Geschichten erzählen.

Wann wissen Sie eigentlich, ob ein Song perfekt und damit für ein Album geeignet ist?
Uff, ich habe keine Ahnung. Obwohl ich mir diese Frage immer und immer wieder stelle. Der Grat zwischen „Das-Album-muss-schnell-fertig-werden“ und „Wir-dürfen-die Arbeit-nicht-ausufern-lassen“ ist sehr schmal. Musik kann auch zu perfekt sein. In der Regel sind Songs aber nicht perfekt: es sind Momente, Kapitel. Es gibt sie in vielen verschiedenen Gestaltsformen, und genau darum geht es ja, wenn man auf die Bühne geht. Was mir immens wichtig ist: Der Text muss stehen, bevor ich einen Song veröffentliche. Das ist Gesetz.

Kai Florian Becker (Oktober 2012)