Gibt es das perfekte Album? Eine schwierige Frage. Für „Hardcore Will Never Die, But You Will“ trifft dies zu – zumindest nach aktuellem Stand der Dinge. Das hat mehrere Gründe. Etwa den, dass das Quintett aus Glasgow seit Jahren auf konstant hohem Niveau arbeitet und seine Fans selten bis gar nie enttäuscht hat. Sie sind sich und ihrem Stil, den man gemeinhin als Postrock bezeichnet, immer treu geblieben, haben dennoch nie gelangweilt, weil sie sich immer wieder schrittweise verändert haben. In kleinen Schritten wohlgemerkt. Und jetzt rotiert seit vielen Tagen „Hardcore Will Never Die, But You Will“ im CD-Player und man kann sich noch gut daran erinnern, wie die Reaktion beim ersten Hördurchgang war: Bitte? Was ist das?
Seit ihrem 2008 veröffentlichten Album „The Hawk Is Howling“ ist anscheinend einiges passiert in den Köpfen der Musiker. Sie haben sich demnach entschlossen, mehrere Schritte auf einmal zu nehmen, ohne einen zu großen Sprung zu wagen, den ihre Fans nicht mehr nachvollziehen können. Man könnte auch sagen: So konsequent waren Mogwai noch nie: Erstmals kristallisieren sich ihre vielseitigen Einflüsse glasklar heraus.
In „Mexican Grand Prix“ lassen sie ihrer Vorliebe für das britische Avantgarde-Electro-Label Warp Records freien Lauf. Eben für das Label, für das sie 1999 den Song „Arcadian“ von Link durch den Remix-Wolf drehen durften (zu finden auf „Warp10+3. Remixes“). Leichtfüßiges Schlagzeugspiel trifft elegische Gitarren und Keyboardflächen und sogar Gesang, der in den vergangenen Jahren bei Mogwai mehr als eine Seltenheit war. Und das ist bei weitem nicht die einzige Überraschung auf „Hardcore Will Never Die, But You Will“. Schon im darauffolgenden „Rano Pano“ widmen sie sich dem Drone-Rock, einer Art psychedelisch angehauchtem Doom-Rock. Gleich danach werden Mogwai wieder sehr leise und zart, um sich nach in einer Weile in einen Rausch zu spielen, wofür man sie seit jeher bewundert („Death Rays“).
Man müsste über jeden Song etwas schreiben, um diesem Album vollends gerecht zu werden. Von daher nur noch einen Rat: Wer ernsthaft mit dem Gedanken spielt, sich dieses Album zu kaufen, der sollte sich gleich die limitierte Edition zulegen. Der liegt eine zweite CD mit dem 23-minütigen Opus „Music For A Forgotten Future (The Singing Mountain)“ bei. Diesen hatten Mogwai für eine Kunstinstallation von Douglas Gordon und Olaf Nicolai in Essen komponiert. Ein erstaunlich ruhiger, auf 23 spannende Minuten ausgedehnter Film für den Kopf. Fantastisch.
Kai Florian Becker (Februar 2011)