Sven Regener: Ich bin faul wie die Sünde

Erneut sind Element Of Crime mit ihrem exquisiten Album “Immer da wo du bist bin ich nie” auf Tournee. Fast untergegangen ist, dass die Band um Sänger und Buchautor Sven Regener kurz vor Weihnachten eine weitere CD veröffentlichte. Die heißt “Fremde Federn”, enthält 20 Coverversionen und kommt mit so mancher Überraschung daher. Ein Gespräch mit Regner über das Covern von Songs.

Welche Idee steckt hinter “Fremde Federn”?
Regener: “Es ist einfach eine Zusammenstellung von Aufnahmen aus den letzten 20 Jahren. Das verbindende Element ist, dass es Lieder sind, die wir nicht selbst geschrieben haben. Bereits 1997/1998 hatte jemand von unserem Label Universal die Idee, das zu machen, weil damals schon einige Covers von uns aufgelaufen waren. Man hat da halt immer wieder mitgemacht: Etwa beim ‘Tribute To Udo Lindenberg’. Diese Lieder führten ewig ein Schattendasein. Jetzt war es an der Zeit, sie gebündelt zu veröffentlichen – und das ohne viel Wind um die Sache zu machen.”

Ist es schwer, Songs aus fremden Federn nachzuspielen und sie dennoch nach Element Of Crime klingen zu lassen?
Regener: “Nein. Die klingen tatsächlich alle irgendwie nach uns. Letztlich fiel uns bei diesem Album auf, dass es eh völlig egal ist, was wir machen – das Ergebnis klingt immer nach uns. Das festzustellen, war natürlich eine große Erleichterung. Früher, in den Achtzigern, hatten wir uns um so etwas noch unendlich viele Sorgen gemacht und hatten Angst, missverstanden zu werden oder in die falsche Schublade gesteckt zu werden.”

Gab es in der Vergangenheit Songs, die Sie covern wollten, deren Umsetzung aber scheiterte?
Regener: “Ich glaube schon. Ich kann mich nur leider an kein konkretes Beispiel erinnern. Man verdrängt ja auch viel. Erst wählt man ein Cover für die B-Seite einer Single aus, merkt dann aber, dass einem dieser Song gar nicht so liegt, weil er einem nicht so leicht von der Hand geht. Dann lässt man es lieber sein. Von den Bee Gees haben wir beispielsweise ‘I Started A Joke’ gecovert. Wir hätten nicht viele ihrer Songs überzeugend neuinterpretieren können. Die Songs aus ihrer Disco-Phase hätten wir mit unseren Mitteln wahrscheinlich nicht umsetzen können. Aber ‘I Started A Joke’ war wie geschaffen für uns.”

Wollten Sie Ihre Fans ganz bewusst mit der Songauswahl überraschen? Ich denke an “My Bonnie Is Over The Ocean” oder “Last Christmas” von Wham.
Regener: “Nun, das waren eben die 20 Coversongs, die wir bis dahin eingespielt hatten. Da fehlt nichts. Nur diejenigen, die auf unseren regulären Alben enthalten sind. ‘My Bonnie Is Over The Ocean’ war gar nicht unsere Idee, sondern eine Auftragsarbeit für Leander Haußmanns Film ‘NVA’. Und bei Wham, da suchten wir kurz vor Weihnachten noch eine B-Seite, wollten nicht feige sein und gleich ein Weihnachtslied nehmen. Im Internet hatten wir eine Abstimmung gemacht, welches Lied wir nehmen sollten und “Last Christmas” sowie “Leise rieselt der Schnee” landeten auf den obersten Plätzen. Das hätte ich nie gedacht. Wobei uns viele mit dieser Abstimmung vielleicht verarschen wollten. Aber es hat sich gelohnt, ‘Last Christmas’ zu nehmen. Denn es ist ein schönes Lied.”

Sie sind nicht nur Sänger, Texter, Gitarrist und Trompeter bei Element Of Crime, sondern bekanntlich auch Buchautor und Erfinder der Lehmann-Trilogie. Brauchen Sie fortwährend Beschäftigung?
Regener: “Nein, ich bin faul wie die Sünde. Aber es liegt dauernd etwas an. Aus diesem Grund muss der Schornstein immer rauchen. Früher war das alles besser. Bevor ich diese Bücher geschrieben habe, da hatte ich nur die Musik und dazwischen lange Zeit gar nichts zu tun. Das war schon toll. Aber auch so kann ich mir immer etwas Zeit frei schaufeln. Man ist ja sein eigener Herr, und ich bin hier nicht zum Kohleschippen angestellt. Wobei das vielleicht ein ganz gutes Training wäre. Wer weiß.”

Kai Florian Becker (Februar 2011)