Das ist ein Comeback nach Maß: Cypress Hill, die Könige des Latino-Rap, legen sechs Jahre nach ihrem letzten Album „Till Death Do Us Part“ ein neues Werk vor, das den langjährigen Fans der Band gefallen sollte.
Erwartungsgemäß heroisieren sie auch in ihrem 22. Jahr die positive Wirkung des Kiffens und das gleich in mehreren Songs. Im Text zu der brillanten Gangsta Rap-Hymne „K.U.S.H.“ heißt es stellvertretend: „The more I smoke, the higher I get, the better I feel, I can’t quit“. Dafür sollte man sie nicht verteufeln; das gehört zu ihrem Image und ihrer Lebenseinstellung dazu.
B-Real, Sen Dog, Eric Bobo und DJ Muggs verfolgten trotz der dichten Rauchschwaden, die ihre Köpfe gemeinhin umgeben, eine klare Vision mit „Rise Up“: moderne Songs zu schreiben ohne mit der eigenen Tradition zu brechen.
Sie haben sich also erhoben – „Rise Up“ heißt so viel wie „Steh auf“ – und mit diversen Gästen, darunter Dilated Peoples-Mitglied Evidence, Daron Malakian (System Of A Down), Everlast (Ex-House Of Pain) und Marc Anhtony, gefeierter Latin-Sänger und Ehemann von Jennifer Lopez, ein facettenreiches Album konzipiert. Auf dem entlockt Saitenkünstler Tom Morello (Rage Against The Machine) seiner Gitarre abenteuerliche Riffs („Rise Up“, „Shut ‚Em Down“), während Mike Shinoda von den unsäglichen Linkin Park es in der seichten, nein, kitschigen Ballade „Carry Me Away“ mit Säusel-Gesang versucht. Der ist einem aber schnell zuwider. Shinoda kann sich noch so sehr anstrengen, sympathischer wird er einem nimmermehr. Wenigstens hat er den Song nicht gänzlich ruiniert.
Sehr interessant ist „Day Destroys The Night“, eine Kollaboration mit Everlast. Es ist ein sehr düsterer, schwerfälliger Song, der auch wegen des synkopischen Beat-Konstrukts aus dem Rahmen fällt. Das Finale ist die größte Überraschung: Die gewagte und doch gelungene Latin/Salsa-Rap-Hymne „Armada Latina“ mit Marc Anthony und US-Rapper Pitbull.
Kai Florian Becker (April 2010)