Karcher: Private Spaß-Veranstaltung

Karcher gehören zu den besten und dienstältesten Indierock-Bands im Saarland. Zwar hat es nie für einen Plattenvertrag gereicht, dennoch hat die Mitte der Neunziger gegründete Band nie aufgegeben und an ihrem dynamischen Noiserock festgehalten. Gerade haben sie ein neues Album namens „Enduro“ fertiggestellt. Ein Interview mit Sänger Dietmar Bottler.

Laut eigener Aussage ist Karcher eine „persönliche, Non Profit-Freizeitbeschäftigung“. Was ist darunter zu verstehen?
Bottler: „Wir sind damals dem Jugendzentrumsnetzwerk entwachsen, mittlerweile aber sehr in unsere Berufe eingebunden. Die Band ist eine private Spaß-Veranstaltung geworden. Wenn sich mal die Möglichkeit ergibt, irgendwo zu spielen – was selten passiert – dann freuen wir uns. Aber den Gedanken, irgendwann 2,50 Euro mit Musik zu verdienen, den haben wir uns längst abgeschminkt.“

Nun hat die Band einige Besetzungswechsel hinter sich. Dennoch ist der Karcher-Sound über Jahre mehr oder wenig gleich geblieben. Wie ist Euch das gelungen?
Bottler: „Nun, drei Konstanten sind ja geblieben: Gitarre, Bass und Gesang. Auf diesen Positionen hat sich seit nunmehr 13 Jahren nichts getan. Natürlich bringt jeder Wechsel Veränderungen mit sich. So haben wir jetzt wieder einen zweiten Gitarristen und freuen uns, endlich wieder eine Wand, also Krach machen zu können. Sobald der eingearbeitet ist, werden wir neue Songs schreiben, die dann – bei unserem Arbeitspensum – in fünf bis zehn Jahren veröffentlicht werden.“

Fast hätte es mal mit einem Plattenvertrag geklappt. Woran scheiterte es?
Bottler: „2005 war gerade unser zweiter Gitarrist ausgestiegen. Dadurch klang die Musik nicht mehr so dicht und kompakt wie zuvor. Das störte den Labelbetreiber. Ihm war letztlich das Risiko zu groß, weil er fürchtete, im Falle einer Albumproduktion Geld drauf zu legen. Unsere neue CD wollen wir dennoch wieder an einige Leute verschicken, in der Hoffnung, dass jemand bereit ist, uns zu unterstützen oder unter Vertrag zu nehmen.“

Gibt es eigentlich etwas, das sich in der hiesigen Musikszene ändern sollte?
Bottler: „Ich will niemandem zu nahe kommen, doch mir ist aufgefallen, dass immer weniger Musiker musikalisch Eigenes machen. Das finde ich schade. Vielleicht ist das eine Alterserscheinung.“

Oder es liegt daran, dass die eigenen Songs auf wenig Interesse stießen und Coversongs generell besser ankommen…
Bottler: „Klar, so hat man wenigstens einmal die Chance, auf einem größeren Fest aufzutreten. Ich wünsche mir dennoch, die Leute würden wieder mehr auf eigenen Füssen stehen.“

Kai Florian Becker (April 2010)