Chemikal Underground ist ein kleines Indielabel aus Glasgow, auf dem ortsansässige Bands wie Arab Strap und Mogwai groß wurden. Nach eher ruhigen Monaten hat das Label gerade drei neue Alben veröffentlicht.
Den Anfang machen De Rosa. Deren zweites Album „Prevention“ (Rough Trade) schlägt einen anderen Weg ein als das 2006 veröffentlichte Debüt „Mend“. Im Vergleich zum Erstling, ein gelungener Mix aus Postrock, Indierock à la Pixies und Pop, fallen die Songs auf „Prevention“ ruhiger, zugleich auch großformatiger aus. Was unter anderem daran liegt, dass Elektronisches vom Drumcomputer und Synthesizer das Klangspektrum enorm verbreitert hat. Dazu gesellt sich hier und da Folk. Beides existiert in der Ballade „Pest“ sogar ganz harmonisch nebeneinander. Die Songs sind insgesamt sehr zurückhaltend, weshalb man sie mit größtmöglicher Aufmerksamkeit hören sollte, um ihre gesamte Wirkung aufsaugen zu können. Mogwai-Keyboarder Barry Burns fühlt sich nicht von ungefähr sehr geehrt, dass er als Gastmusiker bei den Aufnahmen behilflich sein konnte.
Unmittelbar ins Ohr gehen die Songs von The Phantom Band – angefangen bei der erstklassigen Single „The Howling“. Das Sextett legt großen Wert auf Melodien und anspruchsvolle Arrangements. Manch einer bezeichnet ihre Musik als Art Rock, was zweifelsohne das Instrumental „Crocodile“ gut beschreibt. Andere loben die Fähigkeit der Band, plötzliche Kehrtwendungen zu vollführen. Vielleicht rührt Letzteres noch aus der Zeit als sie ständig unter anderem Namen auftraten; erst 2006 legten sie sich auf The Phantom Band fest. Der Titel ihres Debütalbums lautet „Checkmate Savage“ und verweist auf Paul Savage, Ex-Schlagzeuger von The Delgados und Mitinhaber des Labels, der hier produzierte.
Nach dem verstörenden Spoken Word-Album „I Can Hear Your Heart“ hat der frühere Arab Strap-Nuschler Aidan Moffat mit seiner losen Band The Best-Ofs nun ein durchweg hörenswertes Album aufgenommen: „How To Get To Heaven From Scotland“. Er murmelt noch immer, ist aber nicht mehr nur auf Geschichten um Sex und Alkohol fixiert. Wobei: Ganz ohne geht es auch nicht, wie „The Last Kiss“ zeigt. Andererseits verbreitet manch neuer Song gute Laune und entpuppt sich als Hymne („Oh Men!“). Was auch immer in den letzten Monaten Moffat zugestoßen sein mag, irgendwas machte ihn zu einem wesentlich positiver denkenden Songschreiber, dessen musikalische Wurzeln ganz klar bei Arab Strap und im Folk liegen.
Kai Florian Becker (April 2009)