Es ist beachtlich, dass Mogwai in ihrer recht langen Laufbahn ihre Fans oder Kritiker noch nie (höchstens: selten) maßlos enttäuscht haben. Was wirklich ein seltenes Phänomen in der Pop-Industrie ist. Für gewöhnlich unterläuft jedem Musiker mal ein grober Fauxpas. Was Mogwai angeht, so muss man auf diesen weiterhin warten, denn auch das neue Album ist alles andere als enttäuschend. Mogwai ist auch eine der wenigen Bands, der es trotz aller Treue zu dem eigenen Stil stets gelingt, die Musik um Nuancen zu verändern, so dass sich nie etwas wiederholt, der Wiedererkennungswert aber garantiert bleibt. Letzteres mag auch an dem unverwechselbaren Gitarren- und Bass-Sound liegen.
Für Fans der Band ist 2008 das Mogwai-Jahr schlechthin: Im Mai veröffentlichte ihr ehemaliges Label Chemikal Underground eine lohnenswerte, um Extrasongs ergänzte Neuauflage ihres phantastischen Albums „Mogwai Young Team“ (Erstveröffentlichung: 1997). Anfang September erschien die EP „Batcat“ als Vorgeschmack auf das neue Album. Macht drei Gründe, zu feiern.
„The Hawk Is Howling“ (Wall Of Sound/PIAS/RTD) beginnt mit einem für Mogwai typischen Song: „I’m Jim Morrison, I’m Dead“ ist ruhig, ausufernd und spannend. Danach lassen es die fünf Herren aus Glasgow krachen: „Batcat“ ist im Vergleich zum Auftaktsong härter, wüster und durchzogen von Feedbacks und anderen Störgeräuschen. Mogwai bleiben also ihrem altbekannten Muster aus donnerndem Laut an dem einen und melancholischem Leise am anderen Ende der Amplitude treu. Wobei auf „The Hawk Is Howling“ dieser Wechsel nicht innerhalb der Songs, sondern von Song zu Song vonstatten geht. „Danphe And The Brain“, „Local Authority“ und „Kings Meadow“ zählen zu den ruhigen Songs, und lediglich in „Batcat“ und „The Precipice“ toben sich Mogwai aus. Insgesamt ist die Elektronik weiter in den Hintergrund gerückt. Eine Ausnahme ist „The Sun Smells Too Loud“, das wohl ungewöhnlichste Stück auf dem Album, da es für Mogwai ganz untypisch beschwingt daherkommt.
Die Band hat übrigens sehr berühmte Fans. Etwa den aus Edinburgh stammenden Krimiautoren Ian Rankin. Der hat den Beipackzettel vollgeschrieben, der bei der Pressekopie des Album lag. Darin begrüßt er es, dass die Band in ihren Liedern auf Worte verzichtet. „Ich schreibe jährlich hunderttausende Wörter nieder und manchmal glaube ich, an einem akuten Problem mitschuldig zu sein. Es gibt in der Welt zu viele Wörter. Wir werden von ihnen bombardiert“, glaubt Rankin. Dann stimmt er seine Lobeshymne auf die Band an, an deren Ende geschrieben steht: „Nach elf Jahren klingen Mogwai immer noch wie die Zukunft, die fünfköpfige Band ist nach wie vor die coolste Gang in der Stadt“. Und wissen Sie was? Rankin hat vollkommen recht.
Kai Florian Becker (September 2008)