Rocco Del Schlacko 2008: Vom Regen in dem Matsch

Zum zehnjährigen Jubiläum des renommierten Festivals Rocco Del Schlacko gab es viel Regen, klebrigen Matsch und nicht zuletzt sehr gute Musik. 22.000 Besucher lockte das Programm am Freitag und Samstag nach Püttlingen-Herchenbach auf die Sauwasen. Damit war das Festival zum zweiten Mal in seiner Geschichte ausverkauft.

Regen, Regen, Regen. Am Freitag war es wirklich kein Vergnügen, Besucher des Rocco Del Schlacko zu sein – zumindest im Hinblick auf das Wetter. Es sei denn, man gehörte zu den Wagemutigen, die spät abends im strömenden Regen sich mit nacktem Oberkörper im Schlamm wälzten. Der Großteil der Besucher versteckte sich lieber unter Regenschirmen oder suchte verzweifelt irgendwo einen Unterschlupf, um dem kühlen Nass zu entkommen. Es schüttete unaufhörlich. Mitte der Woche zeigte sich Veranstalter Thilo Ziegler noch optimistisch ob der Wetterprognosen.

Gegenüber der “Saarbrücker Zeitung” sagte er, eine “Schlammschlacht wie vor zwei Jahren kann es nicht geben, weil das Festival damals im Frühjahr stattfand. Die Schauer trocknen jetzt schnell weg”. Er sollte sich leider irren. Am Freitagabend waren die Sauwasen, auf denen das Festival seit 2006 stattfindet, einem tiefem, glitschigem braunem Matschbrei gleich. Der Wettergott hatte kein Erbarmen und trotz des Jubiläums des Festivals all seine Schleusen geöffnet. Die Schauer, wie Ziegler sie nannte, waren sintflutartig. Während man in Peking generalstabsmäßig Raketen mit Silberjodid in den Himmel geschossen hätte, um den Regen andernorts niedergehen zu lassen, blieb für die Veranstalter nur das bange Warten auf ein baldiges Ende des Unwetters. Zumindest am Freitag war dies vergebens. Bis zum Samstag hatte sich die Wetterlage allerdings beruhigt und es schien sogar die Sonne. Dennoch: Wohl dem, der seine Gummistiefel angezogen hatte.

Abgesehen vom Freitagswetter war das Festival ein voller Erfolg und verlief laut Polizei auch ohne nennenswerte Zwischenfälle. Die 22.000 Besuchern feierten friedlich, aber dennoch ausgelassen. Was den musikalischen Höhepunkten geschuldet war. Neben den souverän agierenden schwedischen Rockern von Mando Diao und der famosen Rockband Kettcar standen vor allem Turbonegro mit ihrer einzigen Deutschlandshow in diesem Sommer im Fokus des Interesses. Die durchgeknallten Rock’n’Roller aus Norwegen ließen kaum eine Gelegenheit aus, ihren Wahnsinn zur Schau zu stellen. Das fing schon beim Bühnenkostüm von Sänger Hank von Helvete an: Hose und Jacke zierten die Flagge der USA. Dazu kamen seine Ansagen, in denen er seine respektablen Deutschkenntnisse demonstrierte. Mit denen brachte er das Publikum sogar dazu, “Ich bin geil” zu skandieren. Apropos verrückt: Die Party, die Deichkind zum Abschluss der zwei Tage auf der Bühne veranstalteten war sagenhaft. Die selbst ernannte “Electric Dance Band” war mit Trampolin und Schlauchboot angerückt und feuerte mit ihrer Melange aus HipHop und Electro eine Partyrakete nach der anderen ab. War man anfangs vielleicht noch skeptisch, wie Deichkinds Musik in das eher rocklastige Programm passen würde, so war man sich Samstagnacht sicher, die bestmögliche letzte Band eines Festivals erlebt zu haben. Das war beste Unterhaltung.

Ziegler, der es mit seinem Festival innerhalb von zehn Jahren von 600 auf 22.000 Besucher geschafft hat, war nicht nur wegen diesem denkwürdigem Auftritt höchst zufrieden. Obwohl er mit den Gedanken schon beim nächsten Festival war. Denn der Kartenvorverkauf für Rocco Del Schlacko 2009 hat bereits gestern begonnen.

Kai Florian Becker (August 2008)