Ja, Panik: The Angst And The Money

Wien, die Hauptstadt der Kaffeehäuser, hat außer der für Hintergrundberieselung geeigneten warmen Electro-Musik, d.h. TripHop und Downbeat, auch phantastischen, rebellischen Gitarrenrock zu bieten. Ja, Panik sind fünf junge Österreicher, die mit “The Angst And The Money”, ihrem dritten Streich, das beste deutschsprachige Gitarrenrockalbum der letzten Monate präsentieren.

Sicherlich haben Ja, Panik das erste Album von Franz Ferdinand, ein paar Fehlfarben- und sicherlich auch Ton Steine Scherben-, Oma Hans- und Kommando-Sonne-nmilch-Alben in ihren Plattenregalen stehen. Muss so sein, denn ihre Songs haben von alledem etwas. Die Rotzigkeit, die Energie, die Brillanz – Ja, Panik beeindrucken maßlos.

Schräg, dass die Texte mehrheitlich auf deutsch verfasst sind, Sänger/Gitarrist Andreas Spechtl aber auch mal flugs ein paar englische Zeilen einwerfen kann – ohne dass das auch nur im Ansatz nervig oder affektiert klingt. Grandios auch der Frauenchor, der immer wieder einsetzt (etwa in “Tür auf, Tür zu”).

Eigentlich lag diese CD schon längst auf dem Stapel mit denen, die man nicht besprochen hat und irgendwann mal hört, wenn man wirklich sonst nichts mehr zu hören hat (des Bandnamens wegen!). Wie sie dann doch recht bald im CD Player landete, ist vergessen worden. Aber von der ersten Sekunde an war klar: Diese Platte ist groß. Auch wegen solcher Textzeilen, die mit einem Höchstmaß an Verve ins Mikro gelangten: “Ohne Geld keine Angst / Alles hin, hin, hin / Ohne Angst kein Geld / Alles hin, hin, hin” (aus “Alles hin, hin, hin”). Oder aus “1000 Times”: “You can tell me a thousand times better to be patient / I tell you in return, don’t hesitate, join the angst parade / Man müsste schweres Gold verlangen und Juwelen / Eisen auf Eisen, Signal und Befehl / Sag nicht nein, ich sehs dir an / es hat dich wie auch mich übermannt / Flüchtig hingemachte Männermenschen, surreale Frauenexistenzen / Kostverächter, Stiefellecker, blutbefleckte Weltverdrecker / Glückverbrecher, Scharlatane, glatt geschleckte Grobiane”.

Kai Florian Becker (im November 2009)