Robbie Williams: Reality Killed The Video Star

Er hat seine psychische Krise überwunden, abgespeckt, sich rasiert und scheint gefestigt und bereit, sich wieder dem Medienrummel, den seine Person seit dem Ausstieg bei Take That begleitet, zu stellen. Robbie Williams ist zurück. Schön, denn man hatte ihn wirklich vermisst. Schade nur, dass sein neues Album “Reality Killed The Video Star” (** EMI) nicht die Erwartungen erfüllt.

Die neuen Songs erreichen ganz selten die Klasse seiner frühen Hits. Ein bisschen Schuwap-schuwap hier (“You Know Me”), 08/15-Poprock da (“Do You Mind?”) und obendrein viel kitschiger Plastikpop mit (“Last Days Of Disco”) oder ohne Achtziger-Einfluss (“Starstruck”) sowie mit Streichern (“Difficult For Weirdos”). Die wenigsten Songs überzeugen. Man fragt sich, was Williams mit diesem Stil-Wirrwarr erreichen will. Er hat sein Talent dem Kommerz geopfert bzw. vergeudet er es für inhaltslosen Pop, der selten gut klingt. Ungeachtet dessen gefallen die aufgeplusterte Auskopplung “Bodies” mit ihren sakralen Passagen, die Ballade “Deceptacon” und der recht schmissige Big Band-Song “Won’t Do That”.

Schade, dass Williams fast ausschließlich Songs aus der Zusammenarbeit mit Produzent Trevor Horn auf das Album nahm. Die, die mit Amy Winehouse/Lily Allen-Kollaborateur Mark Ronson und Guy Chambers entstanden, ließ er fast ausnahmslos links liegen. Gerade Letzterer, mit dem Williams auf seinen ersten fünf Alben erfolgreich gearbeitet hatte, zeichnete sich für seine größten Hits verantwortlich. Was Chambers kann zeigt er auf “Reality…” in der mit Streichern veredelten Filmmusik-Ballade “Blasphemy”. Hoffentlich schenkt Williams seinem Ex-Partner Chambers beim nächsten Album mehr Vertrauen.

Kai Florian Becker (im November 2009)