Shame gehören zu den wilden Post-Punk-Newcomern, die in den jüngeren Jahren insbesondere von Großbritannien und Irland aus die Herzen unzähliger Fans weltweit eroberten. In diesem Zusammenhang sei beispielsweise an Fontaines D.C., The Murder Capital (beide aus Dublin) und die schon leicht „betagteren“ Idles (Bristol) erinnert.
Das im Januar 2018 erschienene Shame-Debüt „Songs Of Praise“ wurde selbst mit viel „Praise“, ergo Lob, überschüttet. So schrieb „The Times“: „Dieses Album hat Aufregung und Zuversicht, die aus jedem Song heraussprudeln.“ Es hagelte positive Kritiken; am Ende sprang für Charlie Steen, Eddie Green, Charlie Forbes, Josh Finerty und Sean Coyle-Smith mit Rang 32 ein respektables UK-Chart-Ergebnis heraus. In den dortigen „Official Vinyl Albums Charts“ thronten sie zeitweilig sogar an der Spitze.
Vor wenigen Tagen, fast genau drei Jahre nach „Songs Of Praise“, ist der Nachfolger „Drunk Tank Pink“ erschienen. Die im September veröffentlichte Single deutete an, dass die Band trotz Pandemie und Lockdown wohl nichts an ihrer Wildheit und Energie verloren hat. „Alphabet“ ist ein mitreißender Song und ein großartiger Albumauftakt. Das folgende „Nigel Hitter“ ist abwechslungsreicher – auch gemäßigter und funkiger. Hier zeigt sich schon, dass die Band sich musikalisch weiterentwickelt und ihr Spektrum erweitert hat. Steen erklärte hierzu: „Man wird sich seiner selbst sehr bewusst und wenn die Musik aufhört zu spielen, bleibt nur noch die Stille. Und diese Stille ist ein großer Teil dessen, worum es auf dieser Platte geht.“ Denn wenn sie nicht wie in dem wahnwitzigen „March Day“ oder in „Great Dog“ scheinbar völlig losgelöst, quer durcheinander spielen, gönnen sie sich mitunter Zeit zum Verschnaufen („Water In The Well“) oder treten das Gaspedal auch ganz durch und zaubern ein melancholisches Stück namens „Human, For A Minute“ hervor. Das sich langsam aufbauende „Station Wagon“ beschließt dieses Album, mit dem Shame jetzt schon in Großbritannien auf Platz 8 standen.