Me + Marie: Faible für Sprachen

Maria De Val und Roland Scandella sind Me + Marie. Sie stammt aus Südtirol, ist studierte Jazzschlagzeugerin und auch Mitglied der Südtiroler Popband Band Ganes. Er kommt aus Graubünden (Schweiz), war früher Radioredakteur und in diverse Rock- und Soloprojekte involviert. Als De Val mit Ganes in der Schweiz auf Werbereise war, lernten sie sich kennen. Kurz darauf war sie Backgroundsängerin bei ihm. Mitte 2014 entstand die Idee, das Indiepop-Duo Me + Marie zu gründen. Im Mai erschien das Debütalbum („One Eyed Love“) der Wahlmünchner. Ein Gespräch mit den beiden.

Maria, Sie beherrschen die Sprache Ladinisch bzw. Dolomitenladinisch, einen seltenen oberitalienischen Dialekt. Wann benutzen Sie diese Sprache?
De Val: Meine andere Band Ganes stammt aus dieser Gegend. Deren Texte sind ausschließlich in dieser Sprache verfasst. Sie eignet sich sehr gut für unsere Musik; sie ist wie ein zusätzliches Instrument. Es gibt Texte, die klingen auf Englisch besser, und es gibt solche, die sich besser auf Ladinisch sagen lassen.

Roland, Sie wiederum schreiben auch Texte in Rätroromanisch. Sie haben scheinbar beide ein Faible für Sprachen.
Scandella: Es ist das Gleiche wie bei Maria. Ich bin mit der Sprache aufgewachsen. Für mich ist es das Normalste der Welt, Romanisch zu reden. Als ich als Kind gecheckt hatte, dass es tatsächlich noch andere Sprachen fernab meiner Heimat gibt, war das für mich schockierend. (lacht) In meinen Bands vor Me + Marie hatte ich ausschließlich romanische Texte geschrieben und gesungen. Ich hatte es mal mit Schwizerdütsch probiert, aber es war schrecklich. Die englische Sprache wiederum hat mich nie wirklich gereizt. Wenn man Rockmusik mit englischen Texten macht, klingt man automatisch wie alle anderen und spielt in einer anderen Liga mit. Wenn ich jedoch in Rätroromanisch singe, bin ich – salopp gesagt – einzigartig. Hinzu kommt, das es meine Muttersprache ist, und in der kann ich mich genauer und direkter ausdrücken. Für Me + Marie haben wir uns dennoch fürs Englische entschieden. Auf unserem Album und bei unseren Liveshows kommt dann wie ein Leckerbissen das ladinische Lied „Rises“ und das romanische Lied „Hai Eu Less“. Da sind die Leute meist baff, weil sie das nicht erwarten. Ich glaube, viele merken wohl erst beim Ende des Songs, dass es eine andere Sprache ist.

Wie wichtig ist eine Sprache, um ein Lied als Ganzes verstehen zu können?
De Val: Es ist ein anderes Hören und Empfinden. Versteht man die Sprache nicht, ist mehr Raum für Eigeninterpretationen. Bei Me + Marie war es uns allerdings wichtig, dass man den Text versteht.
Scandella: Ich sehe es bei mir: Spanisch oder isländisch gesungene Rockmusik – dafür muss ich offen sein. Damit spricht man per se ein ganz anderes Klientel an als mit englischsprachiger Rockmusik. Indie, Rock und Blues muss für Viele auf Englisch sein, sonst klingt es für sie befremdlich. Mit Me + Marie wollten wir jetzt auch mal wie alle anderen sein.
De Val: Letztendlich ist es immer die Musik, die entscheidend dafür ist, ob man einen Song mag oder nicht. Bei uns leitet uns der Song; wir entscheiden nach einem Bauchgefühl, welche Sprache für ihn die beste ist.

Sie werden im Februar in Saarbrücken auf einem Schiff spielen, das allerdings nicht fahren wird. Haben Sie schon einmal auf einem Schiff gespielt?
Scandella: Für mich ist das etwas Neues. Für Maria nicht.
De Val: Meine erste richtige Tournee war auf einem Schiff. 2007 war ich als Backgroundsängerin mit Hubert Von Goisern auf einer Schiffstournee auf der Donau, dem Rhein und dem Main unterwegs. Das ging über mehrere Wochen. Wir legten an, fuhren die Bühne aus und gaben ein Konzert. Ich wurde sogar auf der Donau getauft. Da bekam ich Wasser und Eis über den Kopf geschüttet. (lacht)

Kai Florian Becker (Dezember 2016)