Blackeyed Blonde: Das Comeback

Viele Jahre hat es gedauert, jetzt sind Blackeyed Blonde tatsächlich zurück. Ergo jene durchaus erfolgreiche Saarbrücker Band, die in den Neunzigern leider kurz vor dem Crossover-Boom das Zeitliche segnete. Ein Gespräch mit Sänger Tad.

Wie und wann kam die Band wieder zusammen?
Vor drei Jahren griff ich zum Hörer und rief Zarkov und Taste an. Es war klar, dass es nach der Trennung im Jahr 1997 Redebedarf gab. Wir trafen uns in unserer Urbesetzung in Saarbrücken auf ein Bier und redeten. Ein halbes Jahr später kam es in einer Ferienwohnung an der Pfälzer Weinstraße zu einem weiteren Treffen. Dabei ging es zum Teil sehr heftig zur Sache. Es mussten eben all die gegenseitigen Vorwürfe aufgearbeitet werden – sprich: all das, was bei der Trennung unausgesprochen geblieben war. In jener Nacht hatten wir beschlossen, wieder Musik zu machen. Diesmal mit ausschließlich deutschen Texten, weil das zum einen mittlerweile eher akzeptiert wird und ich logischerweise näher an meiner Muttersprache bin. Ich hatte mich dafür vehement eingesetzt. Klar war auch, auf ein Keyboard zu verzichten. Welche Musik es werden würde, wussten wir anfangs nicht. Die erste Probe war ein weiteres halbes Jahr später in einem versifften und kalten Kellerloch in St. Ingbert –um die Ecke von dem Ort, an dem unsere Karriere begonnen hatte.

Kam es auch zu einer Aussprache mit denjenigen ehemaligen Mitgliedern, die jetzt nicht mit dabei sind?
Ja, klar. Das war insbesondere unserem Gitarristen Sista extrem wichtig und von unserer Seite aus nur fair. Sie alle wünschten uns viel Glück, woraufhin wir intensiv zu proben begannen. Was hart war, denn wir mussten uns musikalisch neu finden. Ich bin zum Beispiel etwas weg vom HipHop und hatte in der Zwischenzeit mehr Punkrock und Hardcore gehört. Was man unserem neuen Album „Bitches“ anhört. Die Songs sind härter, dumpfer und rauer. Wir sind zudem weniger verspielt als früher. Der Funk-Einfluss ist fast ganz verschwunden.

Wie war die erste gemeinsame Probe?
Anfangs hat jeder etwas rumgedudelt, bis er so weit war. Dann haben wie unseren alten Song „Kämpf“ gespielt. Das war sehr geil. Witzigerweise hatte das Lied im Vergleich zu den Neunzigern viel mehr Dampf. Die erste Probe war krass. Ich war hochnervös und habe davor zur Beruhigung zwei Bier trinken müssen. Ansonsten hatte ich mich nicht vorbereitet. Ich hatte nur mein Textbuch dabei, in dem ich über die Jahre spontan und aus Spaß heraus Gedichte und Gedanken gesammelt habe. Mit dieser Probe war plötzlich der BEB-Bann gebrochen und es begann die harte Arbeitsphase für uns. Schließlich hat mittlerweile fast jeder Familie und einen festen Job. Bis heute müssen wir um jeden Probetermin kämpfen.

Hatten Sie sich je geärgert, dass sich die Band kurz vor dem Crossover-Boom aufgelöst hatte?
Ich will nicht auf den alten Zeiten rumreiten. Doch viele, mit denen ich geredet habe – auch aus der Band -, sind mit mir einer Meinung: Wir hatten damals nicht den Arsch hochbekommen. Hätten wir uns 1997 nach dem Theater-Engagement nicht in die Haare bekommen und den Sprung geschafft, wäre es sicherlich noch ein gutes Stück weiter nach vorne gegangen. Aber es war nicht so. Punkt. Ich finde es viel geiler, dass wir nach 17 Jahren endlich zu Potte gekommen sind und alles im kleinen Rahmen selbst gestemmt haben. Das ist mir wichtiger. Vielleicht kompensieren wir damit gerade die Fehler von einst. Ich weiß es nicht.

Wie ist die bisherige Resonanz auf das Comeback?
Durchweg positiv. Wir sind alle hoch erstaunt, wie es sich entwickelt hat. Dafür dass wir bis jetzt noch gar nichts Wirkliches geleistet haben, läuft es überraschend gut. Just wurde das Konzert vom „Juz Försterstrasse“ in die größere „Garage“ verlegt.

Sie sind Lehrer. Wissen denn Ihre Schüler von der Band?
Ohne Quatsch: Ich bin heute Mittag über den Schulhof gegangen, und da sagte ein Viertklässler: „Das da ist der Herr Diehl. Der hat auf YouTube das Video ‚Tanz Du Sau‘ eingestellt.“ Großartig.

Kai Florian Becker (Juni 2014)