Das belgische Trio Triggerfinger macht nicht nur kurzweiligen Rock, sondern ist auch für ebensolche Konzertauftritte bekannt. In diesem Monat erscheint ihr viertes Studioalbum „By Absence Of The Sun“, das sie – wie auch das Vorgängerwerk „All This Dancin‘ Around“ – in Los Angeles aufgenommen haben. Ein Gespräch mit Frontmann Ruben Block.
Welchen Anteil haben Ihre Liveauftritte an Ihrem Erfolg?
Die machen einen sehr großen Teil aus. Wir spielen schon ewig live. In all der Zeit haben wir allerdings festgestellt, dass es nicht ein nur einzelner Aspekt ist, der den Erfolg ausmacht. Es ist eine Kombination aus verschiedenen Dingen. Wir versuchen immer, das Beste zu geben. Unser Management versucht derweil, uns die besten Auftrittsmöglichkeiten und Plattenfirmen anzubieten. Wir sind in der glücklichen Lage, mit sehr vielen tollen Leuten zusammenzuarbeiten.
Wenn Sie auf die Bühne gehen, dann meist in Anzügen beziehungsweise sehr stilecht zurechtgemacht. Woher kommt das?
(lacht) Ja, Stil gehört dazu. Ich weiß es zu schätzen, wenn sich Leute gut anziehen. Dazu haben uns die Musiker inspiriert, zu denen wir aufschauen. Schau dir James Brown oder Elvis Presley an. Sie trugen Anzüge und waren sexy. Das ist auch ein Zeichen von Respekt vor deinen Fans. Wir sehen damit nicht nur gut aus, wir fühlen uns darin auch sehr wohl. Natürlich soll jeder das tragen, was er will. Bei uns passen die Anzüge eben zur Musik.
Ihre letzten beiden Alben entstanden in Los Angeles. Hat es sich gelohnt, so viel Geld für die Aufnahmen in die Hand zu nehmen und den renommierten Produzenten Greg Gordon zu verpflichten?
Das war auch die entscheidende Frage für uns. Aber nach „All This Dancin‘ Around“ wollten wir unbedingt wieder mit Greg arbeiten. Da er nun einmal in Los Angeles lebt und arbeitet, war es nur folgerichtig, wieder dorthin zu fliegen. Außerdem ist es gut, mal von Zuhause weg zu sein und sich nicht um Alltägliches kümmern zu müssen. Unsere ganze Konzentration richtete sich auf das Album. Davon ab gab es mehrere Gründe, ihn haben zu wollen: Er ist ein Profi und weiß genau, was er macht. Er hat zwar bereits mit vielen tollen Musikern gearbeitet und ein unglaubliches Wissen, aber ist er immer noch offen für neue Ideen und keineswegs engstirnig. Mit ihm können wir das Bestmögliche aus uns herausholen.
Wie sehr hatte Sie der Erfolg Ihrer Version von „I Follow Rivers“ überrascht? Und ist es nicht ärgerlich, gerade mit einem Cover den Durchbruch zu schaffen?
(lacht) Natürlich waren wir überrascht. Das Ganze war ja eine Art Unfall. Wir waren bei einem Radiosender zu Gast, bei dem die Künstler für gewöhnlich im Studio ein Cover spielen. Kurz danach verbreitete sich unsere Version rasant im Internet. Das ging so weit, dass wir uns gezwungen sahen, den Song offiziell zu veröffentlichen. Wir wussten nicht, was das bewirken würde und ob sich die Leute dann auch unsere eigenen Lieder anhören würden. Aber am Ende kamen dadurch viele neue Leute zu unseren Konzerten und konnten bekehrt werden. Das war fantastisch. Besser hätte es nicht laufen können. Der Song hat uns natürlich sehr geholfen. Aber auch davor waren wir schon recht erfolgreich – eben aufgrund unserer Liveshows und viel Mund-zu-Mund-Propaganda.
Hintergrund: Belgien überrascht immer wieder mit exzellenten Musikexporten. Da fallen einem etwa die Rock-Bands Soulwax, Zita Swoon und natürlich dEUS ein. Außerdem der Singer-Songwriter Milow und die EBM/Industrial-Band Front 242. Triggerfinger, 1998 in Antwerpen von Gitarrist/Sänger Ruben Block und Schlagzeuger Mario Goosens gegründet, haben sich über Jahre hinweg den Ruf erarbeitet, eine atemberaubende Live-Band zu sein. Das konnten sie schon mehrfach bei Auftritten in Luxemburg und im letzten Jahr auf dem hiesigen Festival „Rocco Del Schlacko“ bestätigen. Zudem verhalf ihnen 2012 das Cover des Lykke Li-Hits „I Follow Rivers“ zu unerwartetem Ruhm. Die Single stand in den flämischen und österreichischen Charts auf Platz eins, hierzulande auf Platz neun.
Kai Florian Becker (April 2014)