The Soft Moon: Auf gewisse Art Seelenverwandte

Die Musik von The Soft Moon aus dem kalifornischen Oakland erinnert an die düsteren, tristen Klänge früherer britischer Bands wie Joy Division und Konsorten. Die treibende Kraft dahinter ist Luis Vasquez. Ein Gespräch mit ihm über seine Musik und die aktuelle Tournee mit Depeche Mode.

Ihre Musik vereint Einflüsse aus den Achtziger Jahren wie Post-Punk und New Wave. Wie kam es, dass Sie ausgerechnet bei dieser Musik gelandet sind?
Das war wohl eine natürliche Entwicklung. The Soft Moon benutze ich, um mich selbst auszudrücken. Die Musik ist eine Art Therapie für mich beziehungsweise ein Blick in meine Seele, um mehr über mich selbst herauszufinden. Ich habe keinerlei Kontrolle darüber, was dabei zutage gefördert wird. Ich stelle mir selbst oft die Frage, warum meine Musik genau so klingt. Seitdem ich mit meinen Songs an die Öffentlichkeit gegangen bin, werden sie von Fans und Journalisten mit gewissen Genres und Bands assoziiert, die ich vorher gar nicht gekannt habe. Die einzige Erklärung, die ich dafür habe, dass sich unsere Musik ähnelt, wäre: Wir sind auf eine gewisse Art Seelenverwandte.

Wann haben Sie angefangen, sich ernsthaft mit Musik auseinanderzusetzen? Wie verlief Ihre musikalische Sozialisation?
Als ich aufwuchs, hatte ich immer den Eindruck, dass ich anders Musik hörte als andere. Es gab immer eine interessante Verbindung zwischen dem, wie ich die Musik wahrnahm, und dem, was Musiker spielten oder wie sie eine spezielle Melodie spielen: Ich glaubte, in ihre Seelen blicken zu können.
Ich fing etwa mit 21 Jahren an, ernsthaft Musik zu hören. Ich war ein großer Fan von Krautrock und hörte viel von Can. Dann kam Jazz hinzu. Da war es vor allem John Coltrane.

Nun sind The Soft Moon nicht nur auf eigener Clubtour, sondern treten auch mit Depeche Mode auf. Was war ihre erste Reaktion, als Sie von dieser Möglichkeit erfahren hatten?
Ich war unglaublich aufgeregt und völlig überrascht. Ich weiß immer noch nicht, wie es überhaupt dazu kam, dass The Soft Moon für deren Vorprogramm gebucht wurden. Aber ich fühle mich geehrt, mir mit dieser großartigen und historischen Band die Bühne teilen zu dürfen. Ich war geschmeichelt zu hören, dass Martin L. Gore (Gitarrist und Sänger von Depeche Mode – der Verf.) ein Fan meiner Musik ist. Wahrscheinlich war er es, der uns für diese Tour empfahl.

Haben Sie Angst, plötzlich vor so vielen Leuten aufzutreten?
Wenn ich ernsthaft darüber nachdenke: ja. Dann stelle ich mir natürlich all das vor, das möglicherweise schiefgehen könnte.

Sie kommen aus dem Indie-Untergrund. Wenn Sie jetzt mit Depeche Mode touren, haben Sie eine Vorstellung, was danach mit The Soft Moon passieren könnte?
Die Zukunft meines Projekts sehe ich unabhängig von dieser Tournee. Ich mache mir viel eher darüber Gedanken, wie das nächste Album werden wird. Ich habe keine Ahnung, ob sich etwas und was sich vielleicht durch diese Tour verändern wird. Es wird eine ganz neue Erfahrung für uns. Wir werden eine Welt betreten, die wir bis dato noch nicht gekannt haben. Wahrscheinlich kann alles passieren.

Hintergrund: Luis Vasquez ist Gründer, Songschreiber, Texter, Multiinstrumentalist und Produzent des New Wave/Post-Punk-Projekts The Soft Moon. Als wäre das nicht schon beeindruckend genug, ist er derzeit mit den Begleitmusikern Matteo Salviato (Bass) und Matteo Vallicelli (Schlagzeug, Sequenzer) im Vorprogramm von Depeche Mode auf großer Hallentournee durch Europa. An den freien Tagen liegt er aber nicht auf der faulen Haut, sondern tritt mit The Soft Moon in kleinen Clubs auf – so auch am Montag im „Kleinen Klub“.

Kai Florioan Becker (Januar 2014)