Mogwai: Rave Tapes

Hausbesitzer sind nie zufrieden und mit der Arbeit fertig. Immer wieder gibt es etwas Neues, das es zu reparieren oder zu verbessern gilt. Das Haus von Stuart Braithwaite, John Cummings, Barry Burns, Dominic Aitchison und Martin Bulloch heißt Mogwai. Seit ihrer Gründung im Jahr 1995 haben die Schotten unaufhörlich an ihrer Musik gefeilt und ihren Klang zu optimieren versucht. Jetzt erscheint ihr achtes Studioalbum „Rave Tapes“ und überrascht mit elektronisch-sphärischen Klängen, die gar Erinnerungen an die Frühwerke von John Carpenters Soundtracks wecken.

Der Song, der dem bis dato gängigen Klangbild von Mogwai am nächsten kommt, ist „Hexon Bogon“. Kein Gesang, aber verzerrte, epische Gitarren unterlegt mit Bass und Keyboard und dazu das innovative Schlagzeugspiel von Martin Bulloch, der hier die prägende Kraft ist. Darauf folgt der einzige Song des Albums, der aus der Reihe fällt: In dem Synthie-Rocker „Repelish“ preist eine Erzählstimme Led Zeppelins berühmtes „Stairway To Heaven“ als das beste Lied der Rockgeschichte an und erinnert zudem daran, dass auf Vinylscheiben satanische Nachrichten versteckt sind, wenn man diese rückwärts abspielt. Ein seltsamer Song. Musikalisch zwar wunderschön, aber die Erzählstimme stört bei mehrmaligem Hören.

Nicht dass Mogwai mit Gesang nicht cool wären: in dem andächtigen „The Lord Is Out Of Control“ singt (vermutlich) Burns mit verzerrter Stimme. Zweifelsohne ein fantastischer Song. Herausragend sind auch die hypnotischen „No Medicine For Regret“ und „Deesh“, die Postrock-Electro-Psychedelic-Melange „Simon Ferocious“ und das an John Carpenter erinnernde „Remurdered“.„Master Card“ könnte derweil als Verbeugung vor Shellac interpretiert werden. Der Klang der Gitarre und wie die Saiten angeschlagen werden lassen einen an die Band des Ausnahmeproduzenten Steve Albini denken.

Ehrlich gesagt war es anfangs irritierend, dieses Album zu hören – selbst als langjähriger Fan der Band. Andererseits ist Mogwais Schritt hin zum Elektronischen logisch. Seit dem Einstieg von Keyboarder/Programmierer/Gitarrist Barry Burns anno 1998 ist das elektronische Element Schritt für Schritt dominanter geworden. Der 2013 erschienene futuristisch-düstere Soundtrack für die französische „Zombie“-Serie „Les Revenants“ (hierzulande unter dem Titel „The Returned“ zu finden) und das Electro-Remixalbum „A Wrenched Virile Lore“ waren weitere Indizien für diese konsequente Weiterentwicklung. Wo Mogwai früher das Wechselspiel zwischen laut und leise zelebrierten, erzeugen sie heute mit gemäßigteren Klängen grandios dichte Stimmungen: siehe „Blues Hour“, ein weiterer Song vom alten Stil. Das Beste ist jedoch: Mogwai werden nicht langweilig und treten nicht auf der Stelle.

Kai Florian Becker (Januar 2014)