Friska Viljor: Düstere Texte treffen fröhliche Musik

2005 gründeten Joakim Sveningsson und Daniel Johansson in Stockholm die Band Friska Viljor. Damals waren sie nicht gerade in bester seelischer Verfassung, litten unter Herzschmerz. Also versuchten sie, mit fröhlicher Musik kombiniert mit düsteren Texten einen Ausweg aus ihrem Dilemma zu finden. Mit Erfolg – in psychischer wie in kommerzieller Hinsicht. Just erschien ihr fünftes Album „Remember Our Name“, auf dem sie galant mit Folk und Pop experimentieren. Ein Gespräch mit den Bandgründern über ihre Anfänge und das Elterndasein.

Was hat Ihr Bandname zu bedeuten?
Daniel Johansson: Der stammt aus einer Phase in unserem Leben, in der wir sehr deprimiert waren und nicht das Schöne im Leben sehen konnten. Wir machten über uns selbst Witze. So kamen wir auf Friska Viljor, was in der schwedischen Sprache sehr glücklich und gesund klingt. Der Klang der Wörter stand im krassen Gegensatz dazu, wie wir uns fühlten. Der Ironie wegen behielten wir den Namen bei.

Joakim, Sie hatten über das erste Friska Viljor-Album gesagt, es sei voller Kindermusik mit Erwachsenentexten. Gilt das noch für das neue Album?
Joakim Sveningsson: Auf unser Debüt trifft das tatsächlich zu. Die Texte sind relativ düster und depressiv. Wir versuchten seinerzeit, uns mit positiver, fröhlicher Musik aus der Krise zu katapultieren, uns irgendwie glücklich zu machen. Wäre die Musik ebenso negativ gewesen, hätten wir es wahrscheinlich nie geschafft und vielleicht nicht überlebt. Heute würde ich es Kindermusik mit jungen Erwachsenentexten nennen. Schließlich ging es hauptsächlich um Herzschmerz.
Das neue Album ist tiefgründiger – in Bezug auf seine Düsternis und seine Themen. Wir sind etwas erwachsener geworden. Es geht um mehrere größere Themen. Die Musik ist auch etwas glatter und die Texte abwechslungsreicher. Es ist bei weitem unser solidestes Album.

Ein Song auf „Remember Our Name“ trägt den seltsamen Titel „Flageoletten“. Was soll das sein?
Sveningsson: Das Wort beschreibt eine Art auf der Gitarre herum zu klimpern, um Obertöne zu erzeugen. Wir haben den Song nach einer Gitarrenspur in dem Lied benannt, die man aber kaum bis gar nicht hören kann. Aber daher kommt der Name.

Seit Ihrem letzten Album sind Sie Eltern geworden. Inwiefern hat das Ihr Leben und Ihre Musik verändert?
Auf die Musik hatte das keinerlei Einfluss. Aber die Geburt unserer Kinder hat unsere Perspektive aufs Leben verändert. Was sich sicherlich auch in den Texten wiederspiegelt. Was den Alltag als solchen betrifft, so besteht der meist aus Planen, Planen und nochmals Planen. Hinzukommen wenig Schlaf, größere Angst, zu sterben, mehr Freude, Seelenfrieden und Liebe.

Woher kommen generell Ihre Einflüsse?
Johansson: Aus unserem mit Musik gefüllten Rucksack. In unseren Songs steckt all das drin, was wir seit unserer Kindheit bis heute gehört haben.

Was bringt Sie dazu, von Album zu Album den Stil teils radikal zu verändern und auf ganz neue Einflüsse zu setzen? Ihr Debüt war von Arcade Fire geprägt, das zweite Album von Ska-Punk und Indiepop beherrscht. Das aktuelle verbindet indes Folk mit Pop.
Johansson: Nun, dasselbe Album fünf Mal hintereinander zu machen, das würde nicht nur uns, sondern auch unsere Fans zu Tode langweilen. Um ehrlich zu sein, haben wir keinen bestimmten Stil. Wir gehören keinem spezifischen Genre an. Wir schreiben einfach Songs, die uns gefallen – seien es elektronische, folkige, instrumentale, rockige oder poppige. Das ist uns völlig gleich. Unser Hauptaugenmerk liegt mehr auf der Produktion, der Instrumentation und dem Mix. Wir sind sehr akribisch, was das angeht.

Wie zu lesen war, hatten Sie beide Ihre ersten musikalischen Gehversuche in Metal-Bands. Wie kommt es, dass Sie nun diese Musik machen?
Johansson: Das ist ganz einfach: Früher hörten wir fast ausschließlich Metal, heute gar nicht mehr. (lacht)

Kai Florian Becker (Februar 2013)