Waterdown waren eine der erfolgreichsten deutschen Hardcore-Bands. Nach zwölf Jahren gehen sie ein letztes Mal auf Tournee, um sich zu verabschieden, aber auch um sich im nächsten Jahr unter neuem Namen und mit neuer, stilistisch offenerer Musik zurückzumelden. Ein Gespräch mit Bassist Christian Kruse Gantke.
Warum lösen sich Waterdown auf – aus Angst vor dem 13. Jahr?
Nein, nicht Angst. Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass wir musikalisch nochmal etwas Neues probieren möchten, ohne Erwartungen erfüllen zu müssen. Wir haben mit Waterdown so viel erreicht und sind in der deutschen Musiklandschaft so etabliert, dass das zwar einerseits schön ist, uns andererseits aber eben auch gewisse stilistische Grenzen setzt. Und die wollen wir umgehen. Dazu kommt, dass ein gesetztes, offizielles Ende besser ist als ein langsames Dahinsiechen. Wir wollten selbst entscheiden, wann Schluss ist.
Haben Sie das Gefühl, musikalisch mit Waterdown alles gesagt zu haben?
Nicht alles, was kreativ aus uns herauszuholen wäre, aber mit Sicherheit alles in dieser Stilrichtung. Wir selbst hören seit Ewigkeiten nichts mehr aus der Richtung, die Waterdown immer anhaftete. Der Begriff Screamo ist für uns zum Schimpfwort geworden. In fast allen Kritiken zu unserer Abschiedsplatte „Into The Flames“ taucht dieses Wort auf, obwohl das jeder Grundlage entbehrt. Und genau darum geht es uns: Wir haben gemerkt, dass wir dieses Stigma nicht mehr loswerden. Also machen wir Schluss und fangen neu an.
Was war in den zwölf Jahren der schönste Moment?
Da gibt es extrem viele. Die sechswöchige US-Tournee, die Europatouren mit Sick Of It All, Rise Against und den Gorilla Biscuits, die ausverkauften Headlinershows in Deutschland und England, generell die Sympathie, die uns viele Leute entgegengebracht haben, die Freundschaften, die wir geschlossen haben, die Möglichkeit, in 16 Ländern getourt zu haben… Ich könnte ewig weitermachen.
Gibt es etwas, das Sie gerne erreicht hätten?
Wir sind generell mit allem zufrieden, was wir erleben durften, weil wir nichts als selbstverständlich hinnehmen. Wenn es um unerfüllte Träume geht, dann wären wir gerne noch in Japan, Australien und Neuseeland getourt.
Wie ist vor den letzten Konzerten die Gefühlslage?
Wir haben bisher drei Shows gespielt. Die Clubs waren gut besucht, die Songs wurden sehr euphorisch aufgenommen und die Leute haben sich bei uns persönlich für zwölf Jahre Lebensbegleitung bedankt. Bisher geben uns diese letzten Auftritte das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, weil wir mit einem sehr positiven Gefühl gehen. Ich weiß allerdings ehrlich nicht, wie das nach der allerletzten Show aussehen wird.
Was wird nach Waterdown kommen?
Wir werden gemeinsam weiter Musik machen, aber stilistisch offen und unter einem neuen Namen, den wir jetzt noch nicht verraten. Wenn man Lust hat, weiterhin Musik von uns zu hören, dann kann man das sicher in naher Zukunft tun. Die Hälfte der Platte unserer neuen Band haben wir bereits geschrieben. 2013 wird wohl unser erstes Album nach Waterdown erscheinen.
Kai Florian Becker (April 2012)