Die Atzen, das sind Vincente de Teba Költerhoff alias Frauenarzt und Marc Schneider, besser bekannt als Manny Marc. Sie machen laut eigener Aussage „Atzen Musik“, eine Mischung aus HipHop, Pop, Electro und auch Schlager. Der Erfolg spricht für sie: Die Single „Disco Pogo“ stand auf Platz 2 und das Album „Atzen Musik Vol.2“ auf Platz 5 der deutschen Charts. Kai Florian Becker sprach mit dem Duo.
Sie haben mit Alexander Marcus, der auf unnachahmliche Weise und in überspitzt klischeehafter Manier Electro mit Volksmusik bzw. Schlager kombiniert – ein Stil, der Electrolore genannt wird – den Song „Florida Lady“ aufgenommen. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Kooperation?
Frauenarzt: „Das hat einfach perfekt gepasst. Alexander hat mit Electrolore genauso seinen eigenen Stil wie wir mit unserer Atzen Musik. Deshalb haben wir übers Internet Kontakt mit ihm aufgenommen. Eins kam zum anderen. ‚Florida Lady‘ war der Startschuss für unseren großen Erfolg.“
Auf der anderen Seite taucht Nena, ein altgedienter deutscher Popstar, in ihrem Song „Strobo Pop“ auf. Wie kam das?
Manny Marc: „Wir würden Nena niemals als altgedient bezeichnen. Für uns ist sie viel mehr die deutsche Madonna. Als Kinder der 80er Jahre sind wir mit ihrer Musik groß geworden und schätzen sie als Künstlerin sehr. Auf der Aftershow-Party der Echo Verleihung 2010 durften wir sie persönlich kennenlernen. Wir hatten uns auf Anhieb gut verstanden und E-Mail-Adressen ausgetauscht. Ein dreiviertel Jahr später mailten wir ihr eine Demoversion von ‚Strobo Pop‘. Sie fand den Song super und hat sich sofort bereit erklärt, mitzumachen. Das hat uns natürlich megamäßig gefreut.“
Was glauben Sie, macht den Reiz aus, mit Ihnen zu arbeiten? Was unterscheidet Sie von der Konkurrenz?
Manny Marc: „Welche Konkurrenz? Im Ernst: Wir haben eine relativ einzigartige Stellung in der deutschen Musiklandschaft und arbeiten vor allem gern mit Leuten zusammen, mit denen wir uns gut verstehen. Was den Reiz ausmacht, müssen andere beurteilen. Auf jeden Fall merken die Leute, dass wir ‚echt‘ sind und Musik nicht des Geldes wegen, sondern aus purer Leidenschaft heraus machen. Das kommt bei anderen Musikern, die ähnlich gestrickt sind, gut an.“
Sie hatten in der Vergangenheit einigen Ärger. Einige Alben von Frauenarzt wurden aufgrund pornografischer Texte indiziert. Konnten Sie das nachvollziehen?
Frauenarzt: „Wir haben zu dieser Zeit viel Miami Bass-Musik gehört. Zudem haben uns Bands wie 2 Live Crew beeinflusst. Wenn man derartige Texte auf Deutsch rappt, hört sich das gleich viel schlimmer an. Sicherlich waren viele dieser Lieder nicht für Kinder und Jugendliche bestimmt. Leider ist es dem deutschen Gesetzgeber bisher nicht gelungen, eine vernünftige Umgangsform mit Erwachsenenmusik zu finden wie es sie in der Filmwirtschaft in Form von FSK-Kennzeichnungen gibt. Jedenfalls ist es schwer nachvollziehbar, dass ein Rapper wie Snoop Dogg, der über das Schlagen von Frauen singt, von den deutschen Medien hofiert wird und wir wiederum wegen ein paar offensichtlich überspitzt gemeinter pornographischer Textpassagen verteufelt und indiziert wurden.“
Kai Florian Becker (Juni 2011)