Datashock: Der kleinste gemeinsame Nenner

Sie behaupten, „junge Punks“ zu sein, die einen auf „alte Hippies“ machen. Die sechs Kern-Musikerinnen und -Musiker des Krautrock-Kollektivs Datashock lernten sich einst in einem selbstverwalteten Jugendzentrum in Saarlouis kennen. Heute machen sie „altbackene“ Musik, das aber auf moderne Art und Weise und hohem Niveau, wie ihr aktuelles viertes Album „Pyramiden von Giessen“ zeigt. Kai Florian Becker sprach mit Gründer Pascal Hector sowie Jan Werner und Sebastian Haas.

Ist Datashock ein loses, sich in stetigem Wandel befindliches Kollektiv oder eine Band im herkömmlichen Sinne?
Hector: „Beides. Es gibt einen Kern, der seit zwei Jahren besteht. Zu diesem gesellen sich immer wieder neue Leute dazu.“
Werner: „Unsere Band funktioniert aber auch in abgespeckter Variante, wenn mal ein Kernmitglied fehlt.“

Wie kommen junge Musiker dazu, antiquierten Krautrock zu machen?
Werner: „Das war so nicht geplant. Vor drei Jahren, als ich mit Pascal noch alleine musizierte, hätte ich mir nicht vorstellen können, je diese Musik zu machen.“

Wurden Sie demnach von klassischen Krautrock-Platten inspiriert?
Haas: „Die einen ja, die anderen nein. Wir sind teils per Zufall beim Krautrock gelandet, teilweise war es geplant.“
Werner: „Wir haben alle unterschiedliche Geschmäcker. Krautrock ist unser kleinster gemeinsamer Nenner. Ich zum Beispiel finde die elektronische Komponente in unserer Musik am interessantesten, während andere die rockige vorziehen.“

Bei so vielen Leuten mit vielen verschiedenen Instrumenten, sind da die Bühnen nicht regelmäßig zu klein?
Hector: „Wir haben schon alles gespielt: vom Zugabteil bis zur großen Bühne. Wir passen in kleine wie in große Räume – genügend Platz haben wir allerdings nirgends.“

Die Songs auf „Pyramiden von Giessen“ klingen wie Jam-Sessions. Sind sie, so wie sie auf dem Album zu hören sind, fertig, oder Grundlage für immer neue Live-Variationen?
Hector: „Das Album besteht ja schon aus Improvisationen, die sich live so nicht wieder reproduzieren lassen. Allerhöchstens noch die Melodie, Stimmung oder Tonart.“
Haas: „Es wäre absurd, eine Reproduktion der Studioaufnahmen zu versuchen. Das machen wir generell nicht.“
Werner: „Wenn wir es versuchen würden, würde das kein gutes Konzert ergeben. Es wäre zu stoisch. Das Risiko, live zu scheitern, ist daher groß und zudem tagesformabhängig.“

Kai Florian Becker (Mai 2011)