Bernd Begemann: Ein Augenblick der Verstörtheit

Bernd Begemann, Jahrgang 1962, ist in Saarbrücken ein gern gesehener Gast. Immerhin hat der Wahlhamburger hier schon sieben Mal gespielt. Er ist beliebt, dieser grundsympathische Musiker, der in steter Regelmäßigkeit mal mit Band, mal als Alleinunterhalter durch die Lande zieht. Kai Florian Becker sprach mit dem Vagabunden Begemann.

Sie sind seit vielen, vielen Jahren Musiker. Träumen Sie noch vom Durchbruch? Oder genügt Ihnen ein gewisser Insiderstatus und das Arbeiten in der zweiten Reihe für prominente Künstler wie Dieter Thomas Kuhn, Heinz Hoenig und Die Prinzen?
Begemann: “Nun, erstmal sind Prominente selten Künstler. Zweitens gibt es da draußen eine Menge Leute, die Hits hatten und mir jetzt meine Pizza bringen. Drittens habe ich es nie darauf angelegt, gemocht zu werden. Menschen, die unbedingt populär sein wollen, sind meiner Meinung nach psychisch gestört. Ich fühle mich erfolgreich, weil ich Dinge erfunden habe und jeden Tag weiterforsche. Wenn dann irgendwelche Bürschchen Erfolg mit der Travestie meiner Errungenschaften haben, zucke ich die Achseln und wähne mich Lichtjahre voraus.”

Zusammen mit dem ehemaligen Jeremy Days-Mitglied Dirk Darmstaedter nahmen Sie 2010 am “Bundesvision Song Contest” teil und belegten den letzten Platz. Hätten Sie gedacht, so wenig Zustimmung mit dem Freddy Quinn-Lied “So geht das jede Nacht” zu erhalten?
Begemann: “Ja. Mir war unsere völlige Deplatziertheit durchaus bewusst. Als Künstler hat es mich aber gereizt, einen Augenblick der Verstörtheit zu erzeugen, indem man RTL-Deutschland mit verdrängter kultureller Vergangenheit konfrontiert.”

Mit Darmstaedter nahmen sie auch das Album “So geht das jede Nacht” auf – mit deutschen Rock’n’Roll- und Rockabilly-Songs aus den Fünfzigern und Sechzigern. Darunter das flippige “Sputnik Rock”, im Original von Ralf Bendix, “Warenhaus Rock” von Delle Hensch und den Rockies und den Peter Kraus-Hit “Susi sagt es Gaby”. Das muss höllisch Spaß gemacht haben…
Begemann: “Oh ja. Wir waren berauscht von unseren Entdeckungen und hatten das Gefühl, dass diese Lieder so etwas wie eine geheime BRD-Geschichte erzählen.”

Sie spielten früher für die St. Pauli Thunderbirds Baseball. Wieso hatte es Ihnen ausgerechnet diese Sportart angetan?
Begemann: “Leider ist St. Paulis Baseballabteilung aufgelöst worden. Aber um das Warum zu beantworten. Das tue ich am besten in Walt Whitman’s Worten. Der sagte mal: ‘Baseball ist alles, was gut ist an den USA.'”

Kai Florian Becker (Mai 2011)