Christina Aguilera: Bionic

2006 erschien ihr letztes Studioalbum “Back To Basics”, immerhin ein Doppelalbum. Nach der anschließenden Welttournee nahm Christina Aguilera eine Auszeit. Schließlich kam im Januar 2008 ihr erstes Kind, Sohn Max Liron Bratman, zur Welt. Mit dessen ersten Bildern machte sie erstaunliche 1,5 Millionen US-Dollar. Trotz dieses lukrativen Nebenverdienstes wollte sie nicht zu lange pausieren und alsbald wieder in den Popzirkus einsteigen. In den vergangenen zwölf Monaten arbeitete sie daher an ihrem Comeback-Album “Bionic”, das mit der just veröffentlichten Single “Not Myself Tonight” ankündigt wurde.

Erfahrene Produzenten wie Polow Da Don (Fergie, Pussycat Dolls), Tricky Stewart (Rihanna, Katy Perry, Beyoncé) sowie die australische Singer-Songwriterin Sia, Linda Perry (Pink, Gwen Stefani, Ex-4 Non Blondes) und Musiker von Le Tigre und Ladytron standen ihr bei den Aufnahmen zur Seite. Die Idee war, “einen Schritt in ihre Welt zu wagen und ihren Sound mit meinen Visionen und Sounds zu kombinieren”, erklärt Aguilera. So kamen ganz unterschiedliche, teils futuristische Songs zustande: modernster R&B mit einem schrägen, aber ungemein verführerischen Rhythmus (“Bionic”), Electro der alten Schule (“Elastic Love”), ein Latin-Partysong, wie ihn Gloria Estefans einstige Band The Miami Sound Machine anno 2010 nicht hätte besser machen können (“Desnudate”), ein Electropop-Ohrwurm (“Glam”) und etwas Southern-HipHop (“Prima Donna”).

Die vielen Balladen, u.a. “Sex For Breakfast”, “All I Need” und “You Lost Me”, nehmen in der zweiten Albumhälfte leider erst einmal viel Luft raus, weshalb die zuvor mit wilden Rhythmen aufgeheizte Stimmung in einem Meer der Melancholie zu versinken droht. Andererseits sticht da die geschmeidige Ballade “Lift Me Up” hervor, die aus der Feder von Aguileras langjähriger Kollaborateurin Linda Perry (siehe “Beautiful” und “Hurt”) stammt. Und am Albumende stehen ja noch “Jungle Juice”, das so klingt, wie es heißt, und zwei weitere Partyhymnen: “Vanity” und “My Girls”. In Letzterem wirkt die Wahlberlinerin Merrill Beth Nisker alias Peaches, eine Expertin in Sachen Electropunk mit schlüpfrigen Texten, mit. Ohne Zweifel einer der Höhepunkte auf “Bionic”.

Kai Florian Becker (Juni 2010)