Die schwedische Band Friska Viljor wurde vor fünf Jahren von Daniel Johansson und Joakim Sveningsson gegründet. Sie nutzten das gemeinsame Musizieren, um sich von ihren gescheiterten Beziehungen zu therapieren. Heute sind die beiden Gitarristen glücklich – nicht nur wegen des wachsenden Bekanntheitsgrades ihrer Band. Kai Florian Becker erreichte Joakim Sveningsson in der Schweiz, auf einer der zahlreichen Stationen ihrer aktuellen Europatournee.
Sie sollen ihr Debütalbum „Bravo!“ als „Kindermusik mit Erwachsenen-Texten“ beschrieben haben. Stimmt das?
Sveningsson: „Ja. Denn die Musik ist direkt und die Melodien sind eingängig. Doch die Texte behandeln ernste Themen aus der Erwachsenenwelt, die allerdings zum Teil in kindlicher Art und Weise erzählt sind. Weshalb sie wiederum leicht verständlich sind.“
Ihr erstes Album war stark von der Musik der Kanadier Arcade Fire beeinflusst. Auf dem zweiten, „Tour De Hearts“, kam noch Ska-Punk und Indiepop hinzu. Mit ihrem dritten Album, „For New Beginnings“, scheinen Sie endgültig beim Indiepop gelandet zu sein. Brauchen Sie oft Veränderungen?
Sveningsson: „Das waren – wie so oft bei Künstlern – ganz natürliche Entwicklungsprozesse. Zur Zeit unseres ersten Albums standen wir vor allem unter dem Einfluss von Alkohol. Schließlich hatten wir beide kurz zuvor unsere Freundin verloren. Während der Aufnahmen zu unserem zweiten Album tranken wir kaum noch und dachten viel mehr über die Songs nach. Bei ‚For The New Beginnings‘ war es wieder ganz anderes: Wir trafen uns nur drei Mal. Ansonsten arbeiteten Daniel und ich separat an den Songs. Insofern entstand jedes Album unter anderen Umständen und obendrein in unterschiedlichen Gemütszuständen.“
Der Song „Wohlwill“ handelt von einer gleichnamigen Straße auf St. Pauli, in dem es einen Plattenladen gibt, der für Ihre Karriere eine entscheidende Rolle gespielt haben soll. Welche?
Sveningsson: „Im Sommer 2006 gingen wir mit unserem ersten Album im Gepäck nach Hamburg, um auf der Straße Musik zu machen. So kamen wir in den besagten Plattenladen, dessen Chef uns nach einer Hörprobe begeistert zehn CDs abkaufte und obendrein einlud, abends im Laden aufzutreten. Letztlich gaben wir in Hamburg fünf Konzerte an verschiedenen Orten und lernten vor der Abreise sogar noch einen Labelbetreiber kennen, der uns bald darauf unter Vertrag nahm. Wir hatten verdammt viel Glück.“
Kai Florian Becker (Februar 2010)