Pink: Käsefondue und Spitze

Knapp 50 Euro kosteten die Eintrittskarten für das Pink-Konzert am Samstag in der Rockhal. Es waren 50 Euro, die sich zu investieren lohnten. Pink setzte alles daran, diesen Abend unvergesslich zu machen. Das fing bei einer imposanten, eine Spur zu kitschigen Bühnendekoration an, die etwas von Zirkusmanege, Western-Saloon und Varieté hatte. Die 30-jährige Sängerin hatte ihren eigenen Spielplatz mitgebracht, über den sie zwei Stunden lang mit ihren Tänzern und Musikern wirbelte und das Publikum bei bester Laune hielt. Und das obwohl ihr doch ein ganzer Topf Käsefondue, den sie am Abend zuvor in einem Luxemburger Restaurant verspeist hatte, zu schaffen machte.

Die Songauswahl war dank Internet längst kein Geheimnis mehr: Auf die rockigen Lieder “Don’t Let Me Get Me”, “U + Ur Hand”, “So What” und “Just Like A Pill” folgten Balladen. Bei “Dear Mr. President” wurde auf Leinwänden fortwährend das Konterfei von George W. Bush gezeigt. Nicht dass jemand auf die Idee kommen konnte, Pink wolle den amtierenden US-Präsidenten Barack Obama anklagen. Die schockierenden Elends- und Kriegsbilder, die dazwischen geschnitten wurden, waren ebenso wenig für die vielen Kinder im Publikum geeignet wie das Liebesgebalze, das sie in einem Hauch von Nichts an Spitzenunterwäsche auf einem Sofa räkelnd mit einem ihrer Tänzer bot. Untermalt wurde die Erotikshow von einer TripHop-Version des Divinyls-Songs “I Touch Myself”. Wenigstens hatten jetzt auch die männlichen Begleiter unter den 6.000 Besuchern, die wohl nicht ausnahmslos freiwillig mitgekommen waren, einen denkwürdigen Konzertmoment. Das Gros der Gäste schwebte längst im siebten Himmel.

Kai Florian Becker (Dezember 2009)