16 Jahre begeisterten Muff Potter mit ihrem energischen Deutschpunkrock. Diesen Sommer kündigten sie überraschend ihren Abschied an. Nach der aktuellen Tournee wird das Kapitel Muff Potter zu Ende gehen. Kai Florian Becker sprach mit Sänger/Gitarrist Thorsten „Nagel“ Nagelschmidt.
Warum wird es Ihre Band in ein paar Tagen nicht mehr geben?
Nagel: „Ich vergleiche das gerne mit einer langen Beziehung. Es muss gar keinen speziellen Auslöser geben, aber irgendwann hat man den Punkt erreicht, an dem es sinnvoll ist, getrennte Wege zu gehen. Wir haben uns immer viel gestritten -was wichtig war. Es geht auch nicht anders. Aber dann kommt der Punkt, an dem man gewisse Sachen nicht mehr miteinander diskutieren will. Das Gefühl hatten wir im Laufe dieses Jahres.“
Welcher war Ihr schönster Muff Potter-Moment?
Nagel: „Es gab viele. Die allerschönsten waren die im Proberaum: die kleinen Momente zu viert beim Songschreiben. Der Zeitpunkt, an dem man das Gefühl hat, gerade das beste Lied der Bandgeschichte geschrieben zu haben. Das ist genau der Grund, warum ich Musik mache.“
Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf Ihrer Karriere? Hatten Sie Glück oder viele Steine im Weg liegen?
Nagel: „Schwer zu sagen. Wir haben unsere Band nie als Karriere begriffen. Wir waren einfache Punker vom Dorf, die nur drei Akkorde spielen konnten, aber Musik machen wollten. Dann kam eins zum anderen: die ersten Konzerte, die erste Platte, ein Management und plötzlich ein Vertrag mit einer großen Plattenfirma. Wir hatten das nicht am Reißbrett entworfen. Insofern bin ich sehr glücklich, wie alles verlief. Zumal es nicht selbstverständlich ist, dass man mit 16 Jahren eine Band gründet, auf die man mit 33 noch stolz ist.“
Würden Sie demnach alles wieder so machen? Auch den Vertrag mit dem Major Universal, der in der Deutschpunkszene sicherlich nicht gut ankam?
Nagel: „Wir kommen aus einer sehr kleinen und pedantischen Szene und haben seit jeher Kritik einstecken müssen – meist für wesentlich banalere Dinge. Darauf haben wir nie gehört, sondern das gemacht, was wir für richtig erachtet haben. Meistens hatten wir recht. Was nichts mit Besserwisserei, eher mit Instinkt zu tun hatte.“
Sie spielten oft im Saarland und wie zu hören ist, haben Sie eine besondere Beziehung zu der hiesigen Gegend.
Nagel: „Ja, denn als wir vor Jahren auf dem Rocco Del Schlacko-Festival spielten, hatten wir einen Rekord beim T-Shirt-Verkauf aufgestellt, der bis heute ungebrochen ist. (lacht) Das Saarland war – abgesehen von diesem kommerziellen Aspekt – immer sehr gut zu uns. Was keine Anbiederei ist. Wir spielten schon in den kleinsten Käffern und immer kamen viele Leute.“
Nun verabschieden Sie sich mit einer Single, auf der Sie den EA 80-Song „Auf Wiedersehen“ covern. Bekanntlich waren besagte Deutschpunker Anlass für die Gründung Ihrer Band.
Nagel: „Stimmt. Bernd Ahlert, mit dem ich Muff Potter gründete, und ich hatten eine klare Vorstellung: Wir wollten wie EA 80 klingen. Wobei wir auch gerne Samiam, Leatherface, Dinosaur Jr., Hüsker Dü und But Alive gehört haben. Aber nichts war uns wichtiger als EA 80. Insofern schließt sich mit der Single ein Kreis.“
Kai Florian Becker (Dezember 2009)