Ist Luxemburg nunmehr eine britische Satelittenstadt? Diesen Eindruck konnte man zumindest im Rahmen des Konzerts von Lily Allen gewinnen. Klar, auf der Insel ist Allen nach den Erfolgsalben „Alright, Still“ (2006) und „It’s Not Me, It’s You“ (2009) sowie den Hits „Smile“ und „The Fear“ längst ein Popstar.
Dass das Atelier in Luxemburg allerdings nahezu ausschließlich von Briten aufgesucht wurde, war erstaunlich. Schon in der Warteschlange beim Einlass wurde meist Englisch gesprochen. Im ausverkauften Saal ebenso. Insofern war es für Allen ein Heimspiel. Obendrein skandierten ungeduldige Teenager bereits viele Minuten vor ihrem Auftreten lautstark ihren Namen. Diese jugendliche Aufgeregtheit war nicht nur bei den Fans auszumachen. In diese Rolle schlüpfte die 24-jährige Allen immer dann, wenn sie zwischen den Songs grinsend und schüchtern-naiv ins Mikrofon kicherte. Auf der anderen Seite tanzte sie aufreizend („Never Gonna Happen“) und trug freche bis anzügliche Lieder vor. Beispielweise den Ohrwurm „Fuck You“, der sich gegen Homophobie und Rassismus und insbesondere gegen George W. Bush richtet. Immer wieder wurde der Dancepop von anderen Genres abgelöst. Allen präsentierte „He Wasn’t There“ in einer Swing-Version und kehrte mit „Smile“ zu ihren Ska/Dub-Pop-Wurzeln zurück. Dazwischen schob sie die Coverversionen „Oh My God“, den ersten Hit der britischen Rockband Kaiser Chiefs, und „Womanizer“ von Britney Spears. Den Abschluss dieses nicht spektakulären, aber unterhaltsamen Auftritts bildeten die hierzulande erfolgreichen Singles „The Fear“ und „Not Fair“.
Kai Florian Becker (Juni 2009)