Es soll vorgekommen sein, dass Saarländer bis nach Köln fuhren, um Peter Doherty live zu erleben. Allerdings erfuhren sie dort erst nach der Vorband, dass Doherty und seine Babyshambles den Auftritt platzen gelassen hatten. Insofern war am Sonntag, an dem Doherty in der Rockhal auftreten sollte, Skepsis angebracht. Doch der unberechenbare Skandalrocker kam tatsächlich. Alleine. Kaum war er auf der Bühne, nahm er erste Geschenke seiner euphorisierten Fans in Empfang und stimmte sodann das Babyshambles-Lied „East Of Eden“ an. Es folgte „You Can’t Stand Me Now“ von seiner früheren Band The Libertines, später auch das Solostück „Salome“. Doherty spielte sich durch alle drei Schaffensphasen seiner bewegten Karriere. Dabei ließ die Person, die auf der Bühne stand, die unzähligen Drogen- und Bezirhungsskandale der letzten Jahre vergessen. Doherty war ganz bei sich – und nicht durchweg allein. Für „Last Of The English Roses“ gesellten sich zwei Ballett-Tänzerinnen zu ihm, einige Songs später Babyshambles-Gitarrist Mick Whitnall.
Ob allein oder in Begleitung – dieser Auftritt wirkte so, als wollte Doherty seinen Fans zeigen, dass noch Leben und Kreativität in ihm steckt und die Drogen sein Selbstbewusstsein nicht aufgefressen haben. Er überzeugte. Nur komplett ohne Band fehlte es an Abwechslung. Uncharmant war lediglich sein Abgang: Der Roadie stimmte nach dem letzten Lied die Gitarre, ging, kehrte zurück und sagte trocken: „Pete has left the building“. So ganz ohne Skandälchen kann Doherty wohl nicht.
Kai Florian Becker (Mai 2009)