Das Phänomen Mashup

HipHop- und Electro-Discjockeys sind bei ihren Auftritten stets darauf bedacht, den Übergang von einem zum nächsten Lied möglichst flüssig, im besten Fall nahtlos zu gestalten. Dieser Drang nach Perfektion existiert seitdem DJs mit zwei Plattenspielern hantieren. Vor einigen Jahren entstand dann die Idee, nicht nur das Ende des einen mit dem Anfang eines anderen Liedes perfekt zu koppeln, sondern gleich ganze Lieder miteinander zu verschmelzen. Bastard Pop nannte man dieses Phänomen anfangs. Mittlerweile hat sich der Begriff Mashup etabliert. Beides bezeichnet das Verknüpfen bereits existierender Songs zu einem neuen. Einem so genannten Mashup liegen meist zwei Songs zugrunde, nicht selten aber auch drei, vier oder fünf.

Oft werden verschiedene “Musikstile bewusst in Kontrast gestellt und Songs mit einem Augenzwinkern neu arrangiert”, erklärt Andreas Schröder, der in der Szene unter dem Künstlernamen mouzpusha bekannt ist. Schröder organisiert am 15. und 16. Mai das erste “International Mash Bash”-Festival in den Saarbrücker Clubs “6null3” und “Das Modul”. In dessen Rahmen werden fast 30 Szenegrößen aus fünf Nationen auftreten – darunter die Szene-Idole The Who Boys aus London, der Chilene Jimi Jammes und DJ Morgoth (Berlin).

Die erste bekannte Mashup-Party fand 2002 in London statt; zwei Jahre später wurde die USA vom Mashup-Fieber gepackt. Dank des Internets breitete sich dieses schnell über den gesamten Globus aus. Die illegale Verwendung von geschütztem Songmaterial ist der Musikindustrie natürlich ein Dorn im Auge. In den vergangenen Jahren gab es zahlreiche gerichtliche Auseinandersetzungen zwischen Mashup-Künstlern auf der einen und Platten- und Managementfirmen auf der anderen Seite. Es gibt aber auch Musiker, die ein Mashup zu schätzen wissen und dieses unter eigenem Namen veröffentlichen. So brachte Mousse T. im Jahr 2006 den Song “Horny As A Dandy” auf den Markt, den das französische DJ-Duo Loo & Placido aus seinem Hit “Horny” und “Bohemian Like You” von den Dandy Warhols gebastelt hatte. Der Kampf der Mashup-Pioniere für eine weniger restriktive Verwendung geschützter Songs war also nicht gänzlich vergebens. Denen ging es seit jeher um “Party, Spaß und gute Musik”, so Schröder. Genau dafür soll auch das erste “International Mash Bash” stehen. Laut Schröder werden “weltweit zum ersten Mal derart viele Mashup-Künstler an einem Partywochenende” auftreten. Zudem absolvieren The Who Boys in Saarbrücken ihren letzten Auftritt. Insofern ist alles gerichtet für die Mashup-Party des Jahres.

Kai Florian Becker (Mai 2009)