Die aus Seattle stammende Band Queensryche hat seit jeher ein Faible für progressiven Metal und Konzeptalben. Das gilt für ihren 1988 veröffentlichten Meilenstein „Operation: Mindcrime“ ebenso wie für ihr aktuelles und mittlerweile zehntes Studioalbum „American Soldier“. Mit dessen Songs im Gepäck kommen Queensryche auf Deutschlandtournee. Kai Florian Becker sprach mit Sänger Geoff Tate.
„American Soldier“ beschreibt die Erfahrungen von US-Soldaten an den Kriegsfronten. Woher rührt Ihr Interesse an diesem Thema?
Tate: „Ich wuchs in einer Militärfamilie auf. Mein Vater kämpfte im Koreakrieg. Ich wollte immer, dass er mir davon berichtet. Doch er weigerte sich hartnäckig. Erst 2006 brach er sein Schweigen. Es kam zu einer fesselnden Konversation zwischen uns, die letztlich der Anlass dafür war, das neue Album diesem Thema zu widmen.“
Sie hatten sich im Zuge Ihrer Recherche zudem mit anderen Soldaten unterhalten. Was haben Sie dabei erfahren?
Tate: „Was mich absolut überraschte war die Tatsache, wie sehr Soldaten gegen einen Krieg sind. Fast alle waren sich darin einig. Das hatte ich wirklich nicht erwartet.“
Waren diese Soldaten auch schon Kriegsgegner bevor sie an der Front waren?
Tate: „Das hatte ich sie leider nicht gefragt. Ich wünschte, ich hätte.“
Befürchten Sie nicht, dass das zentrale Thema des Albums Außenstehenden und insbesondere Nicht-Amerikanern zu patriotisch erscheint?
Tate: „Je mehr wir über ein Thema reden, desto eher verstehen wir es. Und je mehr wir verstehen, desto eher können wir etwas verändern. Ich finde es gibt immer immens viele unterschiedliche Standpunkte zu einem Thema – auch zu diesem. Reden hilft aber, um eine Sache besser verarbeiten zu können. Wenn das nicht passiert, wird viel fehlinterpretiert. Als Kind dachte ich, es läge an mir, dass mein Vater oft so komisch reagierte. Dabei wurde er durch den Krieg ein ganz anderer Mensch und konnte über seine dramatischen Erfahrung einfach nicht reden.“
Für viele Fans ist „Operation: Mindcrime“ das beste Queensryche-Album. Wie stehen Sie heute zu dem Album?
Tate: „Für gewöhnlich höre ich mir nie mehr eines unserer Alben an, sobald wir es fertig gestellt haben. Ich bin natürlich dankbar, dass dieses Album hoch angesehen ist. Andererseits hoffe ich, dass Queensryche nicht nur mit diesem in Verbindung gebracht werden.“
Kai Florian Becker (Juni 2009)