Morrissey: Years Of Refusal

Um ausnahmsweise mit der Tür ins Haus zufallen, vorneweg das, was an “Years Of Refusal” (Decca/Universal), dem neuen Album des eigensinnigen Briten Morrissey stört: Das Covermotiv, auf dem der frühere The Smiths-Sänger zu sehen ist, wie er ein Baby auf dem Arm trägt, ist unsäglich hässlich. Der Song “It’s Not Your Birthday Anymore” wiederum ist so kitschig mit seinen zwischenzeitlichen Electro-Beats, dass einem die Lust am Hören vergeht. Dabei wäre der Song gar nicht so übel – zumindest ohne die Passagen mit den langweiligen Plastikbeats. Da ist man von ihm sicherlich Hochwertigeres gewohnt.

Immerhin ist “Years Of Refusal”, auch wenn es viel Zeit bedarf, um mit dem Album warm zu werden, überzeugender geworden als der direkte Vorgänger “Ringleader Of The Tormentors” (2006). Lediglich das erste Album seit seinem Comeback vor fünf Jahren, das umwerfende “You Are The Quarry” (2004), bleibt unerreicht. Vielleicht gar für länger.

Zurück zu “Years Of Refusal”: Sein neuntes Soloalbum soll nicht in Grund und Boden geredet werden. Das haben Songs wie der wachrüttelnde Rocker “Something Is Squeezing My Skull”, das Klagelied “Mama Lay Softly On The Riverbed”, die aktuelle Auskopplung “I’m Throwing My Arms Around Paris” oder die sanfte Ballade “You Were Good In Your Time” nicht verdient. Wie gewohnt sind Morrisseys Texte kein Quell der Freude: “There’s so much destruction all over the world and all you do is complain about me”, heißt es in “All You Need Is Me”. In “Black Cloud” singt er: “There is nothing I can do to make you mine”. Der Refrain von “Sorry Doesn’t Help” gibt ebenfalls wenig bis gar keinen Grund zur Hoffnung: “Sorry doesn’t help us, sorry will not save us”. Gott sei Dank erklingen auf “Years Of Refusal” wenigstens ein paar aufmunternde Rhythmen beziehungsweise Melodien – beispielsweise in dem Mariachi-Lied “When I Last Spoke To Carol”. Doch auch hier geht es um den Tod. Er kann es also nicht lassen, seine Hörer immer während mit Leid, Drama, Schmerz und Trauer zu konfrontieren.

Kai Florian Becker (Februar 2009)