In Extremo: Mach mir die Drehleier!

Mittelalter-Metal stellt man sich ausnahmslos ernst, kämpferisch und hart vor. Mit Texten, in denen Ritter auf Könige und Barbaren treffen. Nicht aber einen Song namens “Küss mich”. Die Ballade handelt von so etwas Profanem und Sinnlichem wie der Liebe – wobei sie bei In Extremo in einer sehr hingebungsvollen, devoten Variante dargestellt wird: “Ich weiß, ich weiß wie du schläfst / Ich weiß, ich weiß wie du gehst / Meine Säfte bringst du zum Kochen / Ich komm auf allen Vieren gekrochen”. Musikalisch wie lyrisch fiel dieser Song am Samstag Abend ebenso aus dem Rahmen wie das Liebeslied “Vollmond”. Aber die knapp 2.000 Fans im E-Werk feierten auch diese; sie sangen und klatschten ohne Aufforderung mit. So geschah das bei nahezu allen Liedern der erfolgreichen ostdeutschen Band In Extremo.

Es war letztlich ein Konzert mit sich in vielen Belangen wiederholenden Szenarien. Ein Großteil der Songs fing etwa mit der einem Dudelsack ähnelnden Marktsackpfeife an (u.a. “In diesem Licht”, “Flaschenpost”). Dies war eines der Instrumente, die bei In Extremo den Mittelalter-Flair im ansonsten eher gewöhnlichen, teils faden Metal heraufbeschwörten. Gott sei Dank. Denn ohne Marktsackpfeife sowie Drehleier, Harfe und Trumscheit (ein Streichinstrument) wäre die Musik wesentlich unattraktiver. Derweil wären die In Extremo-Auftritte ohne diese seltsam aussehenden Instrumente, den imposanten Bühnenaufbau und die pyrotechnischen Effekte – inklusive Explosionen, Feuer- und Funkenfontänen – weit weniger spannend. Derweil feierten die Fans der Band ausgelassen ihre Helden, waren aber dann doch etwas enttäuscht, als diese am Ende nicht noch ein drittes Mal auf die Bühne kamen.

Kai Florian Becker (Dezember 2008)