Axel Hacke, Jahrgang 1956, genoss erst eine Ausbildung zum Journalisten ehe er 1981 Sport-, dann Politik-Redakteur sowie Kolumnenschreiber bei der „Süddeutschen Zeitung“ wurde. Seit acht Jahren ist er freischaffender Autor und hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Darunter „Der kleine Erziehungsberater“ (1992), „Der weiße Neger Wumbaba“ (2004) und zuletzt „Wortstoffhof“. Kai Florian Becker sprach mit Hacke.
Wie kam es damals zu dem ungewöhnlichen Wechsel vom Sport zur Politik?
Hacke: „Es war eher Zufall, dass ich überhaupt Sportreporter geworden bin. Ich war selbst Sportler und hatte mir während meines Studium als freier Mitarbeiter der ‚SZ‘ etwas Geld dazu verdient. Ich wollte nach dem Studium unbedingt zu dieser Zeitung. Aber die einzige Stelle, die frei war, war im Sport-Ressort. Doch ich nahm lieber dieses Angebot an, statt sonstwo über Politik zu schreiben.“
Heutzutage hat der Sportteil einer Zeitung meist großen Unterhaltungswert. Im Gegensatz zu vielen anderen Ressorts darf man im Sport munter drauflos schreiben.
Hacke: „Das ist sehr wichtig, was sie da sagen. Als ich Anfang der Achtziger anfing, gab es noch diese 1:0-Berichterstattung, wo ganz genau beschrieben wurde, was in einem Spiel oder einem Rennen passiert war. Dann kam das Fernsehen und uns jungen Autoren war klar, dass man in den Zeitungstexten etwas anders machen müsse. Durch Porträts und Hintergrundreportagen wurden die Sportteile lebendig. Das Ergebnis sieht man heute, wo die Sportseiten sehr vielfältige Texte beinhalten. Ich bewundere die Sport-Kollegen sehr, die sich heute sogar in Wirtschafts-, Psychologie- und Dopingfragen auskennen müssen. Das sind ganz andere Anforderungen als noch vor 30 Jahren.“
In Ihrer ehemaligen „SZ“-Kolumne „Das Beste aus meinem Leben“ unterhielten sie sich regelmäßig mit Ihrem Kühlschrank Bosch. Warum ausgerechnet mit ihm?
Hacke: „Der Kühlschrank ist mit weitem Abstand das interessante Gerät in der Küche. Er hat etwas Versorgendes. Außerdem ist er das Gerät mit dem größten Geheimnis: Geht das Licht aus, wenn die Tür schließt? Der erste Text, den ich über ihn geschrieben habe, drehte sich um die Frage, ob Maschinen eine Seele haben. Ich fing mit Bosch an, der dann immer wieder auftauchte. Er ist eine melancholisch gebrochene Figur, weil er schon sehr alt ist und Angst hat, durch einen neueren Kühlschrank ersetzt zu werden. Das macht ihn für viele Leser zur Identifikationsfigur. Viele ältere Leser haben auch oft Angst, mit der modernen Technologie nicht zurecht zu kommen.“
Nicht wenige glauben auch, Ihre Frau hieße Paola und sei Italienerin.
Hacke: „Das ist ein weit verbreiteter Irrtum. Meine Frau ist Münchnerin und heißt Ursula. Ich schrieb nur einmal in der Kolumne, dass sie einen italienischen Großvater hätte und dass wir oft in Italien seien.“
Sie haben in Ihrem neuesten Buch „Wortstoffhof“ mit linguistischen Mitteln den Gebrauch des Ähs in einer Rede von Edmund Stoiber untersucht. Wie kamen Sie auf diese abenteuerliche Idee?
Hacke: „Ich las in der Zeitung, dass schottische Sprachforscher die Verteilung des Ähs in Sätzen analysiert hätten. Da fiel mir ein, dass Stoiber ein großer Protagonist des Ähs ist. Ich besorgte mir die Mitschrift eines TV-Auftritts und machte basierend auf der Untersuchung der schottischen Wissenschaftler gleiches mit Stoibers Rede. So entstand ein unerwartet satirischer Text. Das ist natürlich eine sinnlose, fast kindliche Spielerei und führt nirgendwo hin – macht aber eine Menge Spaß.“
Kai Florian Becker (November 2008)