Testament: Brillant aufgespielt

In den letzten Monaten standen mit Overkill und Exodus einige legendäre Metal-Bands auf Saarbrücker Bühnen. Deren Auftritte waren okay. Was allerdings Testament am Donnerstag in der Garage ablieferten, das ließ einen sogar die maßlos enttäuschende Leistung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft wieder vergessen.

Anfang der Neunziger hatten sich Testament in San Francisco gegründet und avancierten zu einem der Aushängeschilder der dort ansässigen Bay Area-Thrash Metal-Szene. Sie zählten nie zu den erfolgreichsten, mauserten sich aber – auch dank der außergewöhnlichen Fähigkeiten von Gitarrist Alex Skolnick – zu den versiertesten Bands ihres Fachs. Nun haben Konzertreisen reformierter Bands immer einen faden Beigeschmack, da meist finanzielle Interessen dahinter zu vermuten sind und die jeweilige Band kaum noch musikalische Akzente zu setzen weiß. Für das Saarbrücker Gastspiel von Testament galt dies nicht. Das Quintett um den mittlerweile sehr füllig geratenen Sänger Chuck Billy fing grandios mit dem Song “Over The Wall” von ihrem ersten Album “The Legacy” an. So vielversprechend der Beginn war, mit keinem einzigen Lied sollten Testament in der Folge ihre 450 Fans enttäuschen. Es war eines der seltenen Konzerte, bei denen alles passte: Sound, Songauswahl, Performance und Stimmung. Zumal Testament viele Klassiker wie “Souls Of Black” und “Practice What You Preach” spielten. Obendrein saß hinter dem Schlagzeug Paul Bostaph, einer der besten Metal-Schlagzeuger überhaupt. Er hatte zuletzt Louie Clemente ersetzt und war somit das einzige Nicht-Urmitglied in diesem brillant aufspielenden Metal-Team. Fußball-EM? War das was?

Kai Florian Becker