Einen Tag nach dem phänomenalen Auftritt von Slint waren Sonic Youth im Rahmen der „Don’t Look Back“-Konzerte an der Reihe, um ihr Über-Album „Daydream Nation“ live und in voller Gänze zu spielen. Auf diesen Auftritt war man natürlich nicht minder gespannt, schließlich sollte das heißen, dass die Band ihr Konzert gleich mal mit „Teen Age Riot“ eröffnen würde. Was für ein Song, was für eine Performance. Herrgott! Wie am Abend zuvor bei Slint war das ABC gut gefüllt, wieder waren die üblichen Verdächtigen anwesend (gemeint sind die Herren von Mogwai). Und wieder war es ein unvergesslicher Abend. Nun sind Sonic Youth keine Unbekannten in Sachen „Don’t Look Back“-Shows mehr, aber sie scheinen immer wieder Spaß daran zu haben, sich durch „Daydream Nation“ zu spielen. Im Gegensatz zu dem Vorabend, wo Slint mehr oder weniger eins zu eins ihre „Spiderland“-Songs darboten, präsentierten Sonic Youth um einiges schnellere Versionen ihres 1988 veröffentlichten Meilensteins. Dass Lee Ranaldo, Kim Gordon und Thurston Moore schon knapp über 50 Jahre alt sind, das hat man ihnen zu keinem Zeitpunkt angemerkt. Okay, Ranaldos Haare sind mittlerweile weiß wie Schnee, aber müde sind die Herrschaften auf der Bühne nicht geworden. Erstaunlich, aber um so besser. Später dann, als das Songrepertoire von „Daydream Nation“ bereits abgearbeitet war, legte Gordon ihr Instrument beiseite, schnappte sich das Mikrofon und sang „What A Waste“ vom aktuellen Album „Rather Ripped“. Und während sie das tat, ließ sie es sich nicht nehmen, eine Art Ausdruckstanz vorzuführen. Schrill. Irgendwann war dann Schluss und jeder im Saal überglücklich. Das galt sicherlich auch für die Konzertbesucher am darauf folgenden Abend. Da spielten Sonic Youth wieder im ABC, das diesmal allerdings restlos ausverkauft war.
Kai Florian Becker