Schuld an allem ist Barry Hogan vom All Tomorrow’s Parties Festival. Der kam nämlich mal in einem spinnerten Moment auf die Idee, Größen der Indierock-Szene zu fragen, ob sie nicht ihre Klassikerwerke live und komplett vorführen wollten. Daraus entstand die Konzertreihe „Don’t Look Back“. Die ist mittlerweile schon viele Monate alt. Auch Slint haben schon mitgemacht, und sich 2005 anlässlich eines ATP-Auftritts reformiert. 2007 waren sie wieder in Sachen Klassiker-Vorführung unterwegs. Unter anderem gastierten die legendären Post-Rocker in Glasgow, um im „ABC“ ihr komplettes Meisterwerk „Spiderland“ vorzuführen (plus einige weitere Songs aus ihrem Repertoire und einem neuen Song). Es war ein Hochgenuss für all diejenigen, die sich für mathematisch genau vorexerziertem Rock begeistern können. Natürlich waren auch ihre größten Fans anwesend: Mogwai etwa, die bekanntlich aus Glasgow stammen. Nach dem UK-Debüt von Aidan Moffat & The Best-Ofs, der neuen Band des ehemaligen Arab Strap-Sängers Moffat, kamen Slint unter dem Beifall ihrer Anhänger auf die Bühne. Von der ersten bis zur letzten Sekunde ihres Auftritts war die Luft im Saal wie elektrisiert. Die perfekt aufeinander abgestimmte Band, die neben Sänger und Teilzeit-Gitarrist Brian McMahan (auch The For Carnation), Gitarrist David Pajo (alias Papa M, Pajo und Aerial M) und Schlagzeuger Britt Walford aus zwei weiteren Musikern bestand, McNahans manisches Schreien gefolgt von dem neurotischen Murmeln – irgendwie war man sich ständig bewusst, etwas Einzigartigem beizuwohnen. Und das obwohl Slint in diesem Jahr schon einige Konzerte gegeben haben. Aber wie oft hat man schon die Gelegenheit, eine Band aus den Neunzigern zu erleben, die es jahrelang nicht gab und die auch erst Jahre nach ihrem Aus eine gewisse Berühmtheit erlangte, weil sich plötzlich so viele Musiker zu ihren größten Idolen zählten. Eben.
Kai Florian Becker