Gloria: Nicht so ranschmeißerisch

Immer wieder kommen prominente Medienmenschen auf die Idee, auch Musik machen und diese gar veröffentlichen zu wollen. Häufig ist das Ergebnis wenig überzeugend. Nicht so im Falle von TV-Moderator Klaas Heufer-Umlauf („Circus HalliGalli“, „Joko gegen Klaas – das Duell um die Welt“). Er hat sich 2008 mit Wir Sind Helden-Bassist Mark Tavassol zusammengetan und die Indierock-Band Gloria aus der Taufe gehoben. Ich sprach mit den beiden.

Herr Heufer-Umlauf, Sie sind ein erfahrener Medienmensch und stehen oft vor der Kamera. Inwiefern ist es etwas Anderes, als Sänger auf der Bühne zu stehen?
Heufer-Umlauf: Das ist etwas komplett Anderes. Man kann das überhaupt nicht miteinander vergleichen. Wenn es darum geht, sich irgendwo hinzustellen oder hinzusetzen und zu reden, da ist ja jeder Blackout und jeder Fehler fast willkommen. Ich bin schließlich kein „Tagesschau“-Sprecher. Von daher darf jeder Blackout in unserem Sendeformat eine erfrischende Wendung sein.
Bei einem Konzert ist das natürlich anders. Da spielen wir zusammen; das ist ein Team am Werk. Wenn da einer aus der Reihe tanzt, klingt alles scheiße. Das gilt für mich wie auch den Schlagzeuger. Deswegen muss man dort die Fehlerquote auf die Ansagen beschränken. Damit habe ich zu tun, und daher bin ich auch immer etwas aufgeregt und nervös. Auf der Bühne ist meine Performance auch ein Stück unironischer. Ernstgemeinte Musik ist ja so ein bisschen wie Hose runterlassen. Wenn man sich mit dem Gedanken allerdings anfreunden kann, ist es nicht mehr so schlimm.

Ihr Debüt erschien 2013, Sie fingen aber bereits 2008 an, gemeinsam Songs zu schreiben. Wie hatten Sie sich kennengelernt und wie festgestellt, dass sie ähnliche musikalische Visionen haben?
Tavassol: Klaas und ich hatten uns kennengelernt nachdem wir voneinander gehört hatten. Wir waren zwar beide in den Medien präsent, sind uns aber nie beruflich begegnet. 2006/2007 sind wir uns dann in Hamburg ständig über den Weg gelaufen, weil wir einige gemeinsame Freunde haben. Aus diesen Begegnungen hat sich alles nach und nach entwickelt. Wir trafen uns auch zu zweit, wo mir Klaas dann erzählte, dass er früher Musik gemacht hatte und das – obwohl er wenig Zeit habe – gerne wieder machen würde. Ich nahm das zur Kenntnis, konnte es aber nicht richtig einschätzen. Man hört ja oft von Medienmenschen, dass sie auch Musik machen. Ein paar sind auch talentiert, andere hingegen weniger. Insofern war Klaas’ Aussage nicht so spektakulär. Als wir aber etwa das fünfte Mal darüber sprachen, haben wir uns darauf geeinigt, dass mir Klaas mal ein paar Songs schickt. Musikalisch war das nicht so ganz meins, aber ich war überrascht, dass Klaas besser sang als er wahrscheinlich selbst wusste. Da beschlossen wir, uns im Hamburg mal zu treffen und gemeinsam Musik zu machen.

Im letzten Jahr sind Sie mit Gloria beim „Bundesvision Song Contest“ angetreten und erreichten Platz neun. Mussten Sie lange grübeln, ob Sie mitmachen wollten? Schließlich ist die Fallhöhe für den erfahrenen Musiker und den regelmäßig im Rampenlicht stehenden Fernsehmoderator recht hoch.
Heufer-Umlauf: Naja, bei 16 Teilnehmern kann man im Vorhinein davon ausgehen, dass einige davon bestimmt mehr abstinken werden als man selbst. Man schielt zwar auf die Krone, aber die muss es letztlich nicht unbedingt sein. Ein solides Mittelfeld reicht – was auch unserer Musik entspricht, die nicht so ranschmeißerisch ist wie manch andere, die im Radio spielbar ist. Das wissen wir alles. Und das gilt natürlich auch für solch eine Show. Letzter will man nicht werden; das wäre äußerst peinlich. Wir haben es geschafft, nicht Letzter zu werden. Es gibt nämlich immer noch andere, die eine Idee haben, die noch ein bisschen schlechter ist als die eigene. (lacht) Ansonsten ist es aus Fernseh-Sicht gesprochen ja kein richtiger Wettbewerb. Klar erinnert man sich an denjenigen, der gewonnen hat. Aber ansonsten ist es ein Ein-Tages-Festival, das auch noch im Fernsehen übertragen wird. Und so viel Musik im Fernsehen gibt es kaum noch. Von daher ist diese Sache unterstützenswert.

Kai Florian Becker (Mai 2016)