Kyle Gass Band: “Humor ist lebenswichtig”

Mit seinem vorstehenden Bauch und seiner Glatze sieht Kyle Gass nicht wie der typische Rock’n’Roller aus. Aber genau das ist er. Der Mann, der mit Tenacious D weltberühmt wurde, hat 2011 seine eigene Band gegründet. Die hat er ganz banal The Kyle Gass Band getauft.

Es heißt, Sie hätten The Kyle Gass Band anno 2011 gegründet, als Sie das Angebot bekamen, im Vorprogramm von Mike Campbell, bekannt als Gitarrist von Tom Petty And The Heartbreakers, aufzutreten. Stimmt das?
Ich glaube, das war 2010, oder? Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, muss ich gestehen. Aber es stimmt, ich wurde gebeten, für Mike Campbell zu eröffnen. Das erschien mir die perfekte Gelegenheit, eine ordentliche Band zusammenzustellen, da just zu dem Zeitpunkt mein anderes Bandprojekt, Trainwreck, entgleist war.

Wie kam das?
Nun, das ist ein kleines Mysterium. Lassen Sie es mich einfach mal so sagen: Es gab da einige künstlerische Differenzen. (lacht)

Oha, die oft zitierten „künstlerischen Differenzen“…
Wir hatten eigentlich einen ganz guten Lauf und kamen so weit, wie wir kommen konnten. Dann war die Zeit für eine Veränderung gekommen.

War es schwierig, Musiker für Ihre aktuelle Band zu finden, zu der derzeit neben Ihnen Mike Bray (Gesang, Gitare), John Konesky (Gitarre, auch Tenacious D und Ex-Trainwreck), Jason Keene (Bass) und Tim Spier (Schlagzeug) gehören?
Um ehrlich zu sein: Ja, das war es. Wir hatten einen gewissen Verschleiß an Schlagzeugern beziehungsweise trafen wir immer wieder auf explodierende Schlagzeuger. (lacht) Man kennt ja die Schlagzeuger. Die sind alle ziemlich verrückt und auf gewisse Art und Weise exzentrisch. Unser Schlagzeuger Tim ist aber ein fantastischer Musiker und auch ein super Mensch und als solcher höchst unterhaltsam. Er ist seit etwas mehr als einem Jahr dabei und war das letzte fehlende Steinchen in unserem Puzzle. Doch zurück zur Frage: Ja, es war nicht ganz so einfach. Doch ich mag die Vorstellung, dass sich Bands entwickeln und dass sie reifen. Man sucht immer nach den passenden Mitmusikern und der bestmöglichen Chemie untereinander. Insofern bin ich extrem glücklich mit den Jungs, die ich um mich habe.

Schreiben Sie die Songs alleine oder entstehen sie in gemeinsamer Arbeit?
Das ist ein sehr kooperativer Prozess. Das Schönste an der Tatsache, Mitglied einer Band zu sein, ist die Teamarbeit. Ich bin ein großer Phil Jackson-Fan. Er ist ein bekannter Basketball-Trainer in den USA (und mittlerweile Präsident der New York Knicks – der Verf.). Sein Konzept ist das des Teamgeistes. So sehe ich das auch. Die meisten Songideen kommen von Gitarrist John, Sänger Mike und mir. Die Rhythmusgruppe ist in der Hinsicht völlig unbrauchbar, aber das ist vollkommen in Ordnung. (lacht) Zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Da kann nichts Gutes bei rumkommen. Ansonsten arbeiten wir gut zusammen.

Ihre Musik würde ich als klassischen Rock beziehungsweise Rock’n’Roll bezeichnen. Welche Musiker haben Sie beeinflusst? Zu wem schauen Sie auf?
Ach, das ist die 0815-Liste an bekannten Rock-Bands. Dazu zählen Led Zeppelin, Lynyrd Skynyrd, The Rolling Stones, The Beatles, The Who, Bad Company, Thin Lizzy, Crosby, Stills & Nash und all die anderen.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ich mag Ihre Lieder. Aber können Sie auch Songs schreiben, die nicht ironisch oder sarkastisch sind oder bei denen Sie nicht ein breites Grinsen im Gesicht haben?
(lacht) Nun, ich schätze, ich kann das, und ich habe das sicherlich auch schon getan. Nur haben Sie diese noch nie gehört. (lacht) Ja, ich könnte das durchaus. Aber es ist ein organischer Prozess. Meist kommen eben andere Songs heraus. Ich mag das aber so. Von daher sehe ich keinen Grund, etwas zu ändern. Tatsächlich bin ich überglücklich, wenn ich überhaupt einen Song zustande bekomme. Manchmal hilft mir eine ironische Wendung, ihn abzuschließen.

Wie wichtig ist Ihnen Humor im Allgemeinen? Und um Frank Zappa zu zitieren: „Gehört Humor in die Musik?“
Ich bin doch der lebende Beweis. (lacht) Humor ist lebenswichtig für mich. Er ist wichtig, um gesund zu bleiben und all die Informationen, mit denen wir bombardiert werden, zu verarbeiten. Humor ist eine Art zu leben und essentiell für die geistige Gesundheit eines Menschen.

Setzen Sie Humor auch in Situationen ein, in denen andere Humor für unangebracht erachten?
Ich benutze Humor – wie viele andere auch –, um spannungsgeladene Situationen aufzulösen. Das funktioniert meist ganz gut. Er bricht dann einfach aus mir heraus und ist wohl Teil meiner DNA.

Kai Florian Becker (Oktober 2015)