Was haben Darth Vader, Che Guevara, Marylin Monroe, Elvis Presley, Alfred Hitchcock und Kurt Cobain gemein – abgesehen davon, dass sie bereits verstorben sind? Diese Ikonen – und nicht weniger als das sind sie – sind Teil der Pophistorie. Sie haben die adoleszenten Pop-Konsumenten maßgeblich und vor allen Dingen nachhaltig geprägt. Jeder in seiner Zeit respektive innerhalb seiner Generation und in seiner ihm eigenen Disziplin.
Die Generationen des Pop aus den letzten 60 Jahren stehen im Fokus der aktuellen Ausstellung „Generation Pop! …hear me, feel me, love me!“, die bis Juni 2014 im Weltkulturerbe Völklinger Hütte zu sehen ist. 1.500 Exponate von 26 Leihgebern wurden in der denkmalgeschützten Industrieanlage auf rund 6.000 Quadratmeter verteilt. Mitunter muss der Besucher schon genau hinsehen, um alle zu erblicken. So ist etwa ein Bonanzarad, das Kultrad aus den Siebzigern, knapp unter der Decke der imposanten, nach Industriegeschichte riechenden Gebläsehalle versteckt. Derweil ist in der Abteilung 80er Jahre in einer unauffälligen Nische der Nachbau eines Hard Rock Cafés platziert. Sowieso ist in jede Pop-Dekade ein typisches Zimmer integriert. Womit der Rundgang einerseits zu einer sprichwörtlichen Entdeckungsreise wird, gleichzeitig auch zu einer Reise in die eigene Vergangenheit.
Diese beginnt mit Porträts zahlreicher Pop-Ikonen. Neben den üblichen Verdächtigen gibt es darunter einige Überraschungen: etwa die Comic-Figur Asterix, die Videospiel-Protagonisten Super Mario und Lara Croft, Steve Jobs, den langjährigen Denker und Lenker des Multimediaunternehmens Apple Inc., oder eben den bereits erwähnten Film-Bösewicht Darth Vader. Pop ist nämlich nicht nur Musik, Pop ist ein Lebensgefühl und ein Spiegelbild einer ganzen Generation. Es ist das, was die Menschen zu einer bestimmten Zeit geprägt hat. Daher setzt im Multimedia-Bereich der Ausstellung ein Film konsequenterweise wichtige weltpolitische Ereignisse in einen Zusammenhang mit der damaligen Popkultur. Der im Stile eines Videoclips collagierte Film stellt Popstar Madonna neben den Berliner Mauerfall, die Beatles neben John F. Kennedy und Woodstock neben Vietnam. All diese Bilder wecken in einem jeden ganz spezielle, persönliche Erinnerungen und Gefühle. Es sind „die emotionalen Welten, die sich mit der Pop-Kultur verbinden“, heißt es dementsprechend in der offiziellen Pressemitteilung zur Ausstellung.
„Generation Pop!“ wurde von Prof. Dr. Meinrad Maria Grewenig mit seinem vierköpfigen Team und in enger Absprache mit einem wissenschaftlichen Beirat konzipiert. Letzterem gehörten die Journalisten Roland Helm, Peter Meyer (beide Saarländischer Rundfunk) und Ernst Hofacker (u.a. „Rolling Stone“) an. Sie haben mit dazu beigetragen, dass der Besucher an die eigene Kindheit oder Jugend, die der Eltern oder der Kinder erinnert wird. Mal ist es ein Albumcover, ein handschriftlich verfasster Songtext von Bob Dylan oder ein Gefährt. Neben dem Motorroller Lambretta und dem Bonanzarad ist auch der Hippie unter den Fahrzeugen dabei: der VW Bus. An technischen Errungenschaften geht die Entwicklung von den ersten Phonographen und Schwarzweißfernsehern über den legendären Schneewittchensarg, den „Phonosuper SK 61“ von Braun, ein Radio-Schallplattenspieler-Kombigerät, den Walkman und das erste Tele- beziehungsweise Videospielgerät bis hin zum iPhone. Daneben gibt es signierte Instrumente, Zeichnungen von John Lennon und Kurt Cobain, Bühnenkostüme von AC/DC und Madonna oder Goldene Schallplatten von Led Zeppelin. Grewenigs ganzer Stolz ist aber ein verspiegeltes Klavier von Elton John, das der Brite 1973 bei einem Konzert in Köln gespielt hatte. Dies hatte der Leiter des Weltkulturerbes Völklinger Hütte unter anderem Mitte September im Rahmen eines Radiokonzerts der britischen Musikerin Kate Nash in der Gebläsehalle betont. Denn das ist gehört gleichfalls zum Konzept von „Generation Pop!“: Live-Performances und zusätzliche begleitende Ausstellungen in der sogenannten PopGalerie. Die zeigt beispielsweise bis Anfang Dezember Bilder des Malers Josef Wittlich, der mit wenigen bunten Farben mosaikhafte, entstellt anmutende Porträts von Soldaten, Hoheiten und Frauen erschuf. Geplant ist außerdem eine Ausstellung mit Livefotos aus dem Fundus von „Les Eurockéennes des Belfort“. Das französische Musikfestival ist ebenso Partner von „Generation Pop!“ wie die Popakademie in Mannheim und die Rockhal in Esch-sur-Alzette. Pop verbindet eben – nicht nur über Generationen, sondern auch über die Großregion hinaus.
Kai Florian Becker (Oktober 2013)